Helmut Theodor Rohner | PORTRÄT

Aktuelles


Gleichwertigkeit aller Menschen
Jesus hat keine Kirche gegründet. Trotzdem können wir in großen Zügen sagen, wie eine Kirche ausschauen sollte, die sich auf Jesus beruft. Jesus legt nach meiner Ansicht vor allem großen Wert auf die Gleichwertigkeit aller Menschen. Heute würde man wohl von der Synodalität aller sprechen. Ich behaupte radikal: Eine Kirche, die in Lehre und Praxis nichts von Synodalität an sich hat, ist keine Kirche Jesu Christi. Nun hat aber die katholische Kirche gerade in diesem Punkte schon strukturell zwei gravierende Defizite. In ihr gibt es wesentliche Unterschiede zwischen Geweihten und Ungeweihten, sowie zwischen Männern und Frauen. Die Überhöhung der Geweihten gegenüber den Ungeweihten nennen wir Klerikalismus. Dieser verzerrt Lehre und Alltag der Kirche in vielfacher Hinsicht. Ähnliches muss von der fehlenden Gleichwertigkeit zwischen Männern und Frauen gesagt werden. Da gut die Hälfte aller Menschen schon immer Frauen waren, ist die Verbohrtheit der Kirche in dieser Hinsicht besonders unverständlich. Bei meinen Blitzlichtern habe ich also jahrelang mit vielen anderen zwei Fehlentwicklungen der katholischen Kirche an der Basis erfolgreich, bei der Hierarchie beinahe erfolglos bekämpft. In Form von Blitzlichtern ist dieser Kampf nun für mich beendet.

(erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Dezember Nr. 2022 von Kirche In)


Wer gehört zur Kirche?
Für sehr viele Christen ist die Kirche die Gemeinschaft der Getauften. Wer getauft ist, gehört zu dieser Gemeinschaft. Ungetaufte werden ausgegrenzt, von vielen sogar vom ewigen Heil. Für manche ist nur die Taufe der eigenen Kirche gültig. Alle berufen sich auf die Aussagen der Bibel (oder der Bibel und der Tradition).
Heute gibt es eine andere große Gruppe von Christen, die glauben, die Kirchen dürfen niemanden, auch die ungetauften Agnostiker und Atheisten nicht ausgrenzen. Sie berufen sich, auf die heute allgemein anerkannte gleiche Würde jedes Menschen, sowie bestimmte Texte des Ersten und des Zweiten Testamentes der Bibel. Zahlenmäßig klein sind die, die auch Tiere und Pflanzen, sowie alle Geschöpfe den Menschen gleichsetzen.
Welche der beiden Gruppen hat recht? Die Frage ist wichtig, weil sowohl die Selbsteinschätzung der Christen als auch ihre Haltung zu den anderen Menschen (Ungetauften) dadurch bestimmt wird. Es ist ein großer Unterschied, ob ich glaube, ich müsse den Andern bekehren oder ihn so lassen darf, wie er ist, oder versuchen soll, ihm auf seinem eigenen Weg weiterzuhelfen. Das ist nur ein Denkanstoß. Wahrscheinlich muss die Frage viel differenzierter gestellt werden.

(erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der November Nr. 2022 von Kirche In)


Praktizierte Synodalität
Die Katholische Frauenbewegung Österreichs ist eine der Organisationen, die am meisten vom weltweiten synodalen Prozess erwarten, da sie selbst schon auf dem Weg zum echten Dialog des Hinhören und des Handelns sind. Bei der Studientagung in Mattrei, mit dem Titel „Kirche der Zukunft. Aufeinander-Hören. Partizipation und Mitsprache“ an der 65 kfb-Frauen teilnahmen, sprachen sie von praktizierter Synodalität. In einer Umfrage in Österreich, mit dem Namen „Der Papst hört zu. Deine Meinung zählt.“, kamen etwa 600 Unterschriften zusammen. Diese wollen sie bei der Tagung dem Referatsbischof Krautwaschl überreichen und mit ihm über die Reformanliegen ins Gespräch kommen. Sie planen auch eine besondere Beachtung der kirchendistanzierten, jungen Frauen. Im Februar 2023 planen sie ein Kontinentaltreffen in Prag. Im Oktober 2023 findet die abschließende Weltbischofssynode in Rom statt, an der die Frauen hoffen, dass möglichst viele von Ihnen direkt in Beratungen über die Zukunft der Kirche einbezogen werden. „Das Frauenthema ist weltweit da, über alle kulturellen Unterschiede hinweg.“, zeigte sich die kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl nach einem Besuch bei Vatikaneinrichtungen im Mai überzeugt. Manchmal aber gehe die Geduld aus „es zieht sich wie ein Strudelteil“. Am Ende des Tages werde es schon darum gehen, „wie gehen wir mit dem Thema der Weihe um“.

(erstmals veröffentlicht in der Oktober-Nummer 2022 von Kirche In)


Sorgenkinder der Kirche
(Aus der Sicht eines Reformers)

Wir können die Kirche einteilen in 1 Laien, 2. Bischöfe und 3. Papst und Vatikan. Unter den Laien finden wir viele „Taufscheinchristen“ oder „Traditionschristen“ oder „treue Kirchenbeitragszahler“ sowie weniger „Eiferer“ reformerischen und fanatischen Couleurs. Daneben gibt es viele Agnostiker und weniger Atheisten. Alle bereiten sie der Kirche Sorgen, sind aber wohl nicht ihre eigentlichen Sorgenkinder.
Papst und Vatikan sind zur Zeit einem gewaltigen Umbruch unterworfen. Vielleicht werden sie eines Tages sogar zu einem progressiven Zentrum der Kirche.
Unter den Bischöfen gibt es einige, die die Zeichen der Zeit verstehen und mutig reden und handeln. Doch es gibt viel zu viele Bischöfe, die denken, sagen oder schreiben: Die heißen Eisen werden in Rom gelöst. Wir sind dafür nicht zuständig. Aus der Sicht eines Reformers/einer Reformerin sind das die wahren Sorgenkinder der Kirche. Sie sind die Bremser der Erneuerung, die dafür sorgen, dass auf der Gesamtebene alles beim Alten bleibt.
Noch mehr werden sich diese Bischöfe wehren, wenn jemand behauptet, in der Kirche Christi habe eine Hierarchie und eine Gehorsamsstruktur keinen Platz.

(erstmals veröffentlicht in der September-Nummer 2022 von Kirche In)


Papst und Frauenfrage

Eine der wichtigsten Fragen, bei der die Reformer und Reformerinnen der Katholischen Kirche heute eine baldige, klare Entscheidung erhoffen, ist zweifelsohne die Frauenfrage. Papst Franziskus gibt darauf zwei Antworten, eine negative und eine positive.
Er hat eine unumstößliche Position in Bezug auf die Frauenweihe. Hier schließt er sich eindeutig seinen Vorgängern an. „Für Frauen gibt es keine Weihe. Diese Türe ist geschlossen.“ Hier ergibt sich für ihn die Entscheidung aus der jahrhundertealten Tradition.
Es ist wohl anzunehmen, dass der Papst persönlich auch den Diakonat der Frauen ablehnt, Doch er stoppt diese Frage nicht. Er hat schon zweimal eine Kommission mit Ja- und Nein-Positionen zum Studium dieser Frage eingesetzt. Er denkt sich wohl: Die Lösung dieser Frage ist noch nicht reif.
Die positive Antwort des Papstes ist auch eindeutig: „Ohne die Frauen existiert die Kirche nicht.“ Er ist überzeugt, dass es in der Kirche notwendig das Zusammenwirken zwischen Männern und Frauen sowie von Geweihten und Nichtgeweihten geben muss. Er hievt deshalb gerne einzelne Frauen in verantwortungsvolle Leitungspositionen. Der prinzipielle Durchbruch gelingt ihm bei der Kirchenreform, wo er die höchsten Ämter gleichermaßen den Geweihten und Laien sowie den Männern und Frauen öffnet.
Schade, dass Papst Franziskus trotzdem ganz anders denkt als viele heutige Katholiken (besonders Frauen).

(erstmals veröffentlicht in der Juli-Nummer 2022 von Kirche In)


Kurienreform

Die beharrlichen Kirchenreformer haben in den ersten Jahren von Papst Franziskus diesem oft vorgeworfen, er strebe Reformen an, lege diese aber nicht fest. Die Apostolische Konstitution „Praedicate Evangelium“ (Verkündet das Evangelium), die am Josefitag zum ersten Mal veröffentlicht wurde und an Pfingsten d. J. in Kraft tritt, belehrt uns eines anderen, obwohl – typisch für diesen Papst - auch hier keine Gesetzesparagraphen oder Dogmen verkündet werden.
Die Zentralverwaltung der Weltkirche bekommt neue Gesichter, eine neue Ausrichtung und neue Aufgaben. Laien, Männer und Frauen(!) dürfen höchste Leitungsfunktionen übernehmen. Die verschiedenen Ressorts werden alle gleich benannt, nämlich „Dikasterien“, nicht mehr „Kongregation“ oder „Rat“. Der bisher sehr einflussreichen „Glaubenskongregation“ wird ein vom Papst selbst geleitetes Dikasterium für die Evangelisierung vorangestellt. Ein weiterer neuer Akzent: Gleich nach der Glaubenskongregation folgt das Dikasterium für den Dienst der Nächstenliebe.
In den beinahe 9 Jahren der Entstehungsgeschichte der Konstitution haben viele Fachleute daran gefeilt. Neben den strukturellen Veränderungen wird natürlich entscheidend sein, wie die gesetzten Impulse umgesetzt werden. Franziskus möchte der kirchlichen Zentrale einen neuen Teamgeist einflössen. Sie soll sich nicht zwischen den Papst und die Bischöfe stellen, sondern der Gesamtkirche dienen. Sie soll missionarischer, vielfältiger, professioneller, effektiver und synodaler arbeiten.

Helmut Theodor Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Juni-Nummer 2022 von Kirche In)


Überlebensfrage

Der Wiener Fundamentaltheologe Wolfgang Treitl schrieb in der „Furche“ einen Gastbeitrag, in dem er die Demokratisierung als Überlebensfrage der katholischen Kirche heute bezeichnete. „Die scheinbar ewige Hierarchie hat ihre Zeit gehabt.“ Vorbehalte gegen Demokratisierung zeugen von kirchenhistorischer und bibelwissenschaftlicher Unkenntnis und letztlich von einer Geringschätzung der Gläubigen, die heute nicht mehr als „Masse von kirchlichen Analphabeten“ dastehe, sondern als teils hochgebildete und mündige Gläubige und Bürger. Wenn sich die Kirche weiterhin leisten wolle, „mehr als 95 % ihrer einschlägig Gebildeten einer kleinen Gruppe von Männern ausgeliefert sein zu lassen, die allein vorgeben, was zählt und was nicht, fährt sie in den Abgrund,“ ist der Theologe überzeugt.
Angesichts eines Prozesses „beschleunigter Selbstauflösung“ der katholischen Kirche in Europa und Nordamerika wird die „Demokratisierung“ zu einer Lebensfrage. Es hat sich zu viel ereignet, zu viel an Verbrechen (Missbrauch), zu viel an „Ignoranz“ Frauen und Wiederverheirateten gegenüber, zu viel an „anachronistischem Herrschafatswillen“,als dass die Kirche „darüber noch einmal leichtfüßig hinwegkommen könnte.
Demokratie lebt von der Verantwortung aller Beteiligten. Wer daher fürchtet, dass kirchliche Demokratisierung zu einer „Willkürherrschaft“ führen könnte, malt eine „Karikatur“ an die Wand, so Treitle abschließend.

Helmut Theodor Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Mai-Nummer 2022 von Kirche In)


Synodale Kirchen

Synodal lässt sich wohl so übersetzen: Alle gehen gemeinsam denselben Weg.
In der römisch-katholischen Kirche, wo man beim Wort Synode zuerst an die Bischofssynode denkt, bei der im wesentlichen nur die Bischöfe Stimmrecht haben, fehlt es an Synodalität aller. Es gibt eine Einteilung in nur beratende und beratende und bestimmende Mitglieder. Es ist deshalb heilsam für die Katholische Kirche von stärker synodalen Kirchen wie den evangelischen oder der altkatholischen zu lernen.
Im Folgenden skizziere ich das – wohl weniger bekannte - Modell der altkatholischen Kirche. In dieser Kirche ist das höchste Gremium für alle wichtigen Entscheidungen die Synode, die alle 3 Jahre abgehalten wird. Delegierte auf der Synode sind 1/3 Geistliche und 2/3 Laien. Bestimmungen ergeben sich aus Diskussionen auf Augenhöhe und Abstimmungen, bei denen alle Mitglieder eine einzige Stimme haben, egal ob sie Bischof/Bischöfin, Synodalrat, Pfarrer/in oder Delegierte aus den Gemeinden sind.
Die Beschlüsse der Synode sollen nicht auf dem Papier bleiben. Deshalb werden für die Ausführung alle 6 Jahre 9 Vertreter (3 Geistliche und 6 Laien) in die Kirchenleitung, der auch der Bischof/die Bischöfin angehört, gewählt. Bischöfe und Pfarrer werden auch gewählt.

Helmut Theodor Rohner
(Blitzlicht für April 2022)


Auflösliche Ehe

Die Ehe ist unauflöslich. So haben wir es als unumstößliche Wahrheit gelernt. Die Feststellung kommt allerdings aus einer Epoche, in der alles Wesentliche „ewige“ Gültigkeit besaß. Die Gesellschaft ist beweglicher geworden und die Wahrheiten mit Ewigkeitswert sind weniger geworden. So ist uns auch die Unauflöslichkeit der Ehe in der Praxis gegen die Theorie zwischen den Fingern zerronnen. In der Theorie wünschen sich die meisten, dass ihre Ehe ewig dauere. In Wirklichkeit heiraten die heutigen Menschen so oft sie es für gut halten. Die Kirche bestraft alle Geschiedenen und Wiederverheirateten mit dem Ausschluss aus der Kommunion. Ist Strafe das Richtige? Ist diese Strafe gerechtfertigt? Ist sie wirksam oder wird sie von den Priestern selber umgangen? Muss die Kirche nicht etwas ändern, wenn eine so große Zahl der Mitglieder aus der Kommuniongemeinschaft ausgeschlossen ist? Fragen über Fragen. Und tiefgehende Fragen. Sicher nicht nur eine Anpassung an den Zeitgeist. Ist es nicht einfach zu viel verlangt, von den Menschen zu fordern, dass sie in einem wichtigen Punkt ihrer Lebensplanung nie (schwere) Fehler machen dürfen. Beim Beantworten obiger Fragen, kommt die Kirche vielleicht zu der Ansicht, die menschliche Ehe sei unter bestimmten Bedingungen auflöslich und durch diese Erkenntnis ergibt sich eine viel positivere Sicht der Ehe.

Helmut Theodor Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der März-Nummer 2022 von Kirche In )


Gelübde zeitlich begrenzt

Einst war das Leben der Menschen ziemlich gemächlich und wenig abwechslungsreich. Viele übernahmen ihren Beruf von ihrem Vater und übten ihn ein Leben lang aus. Die Familien wohnten viele Generationen im selben Haus, im selben Land, auf demselben Dorf. Die Menschen bleiben über Jahrhunderte der gleichen Kirche treu. Kein Wunder, dass die Menschen den Eindruck gewinnen, die Kirche verändere sich nicht und alles Wesentliche bleibe immer geich. Zu diesem Weltbild passen sehr gut die „Ewigen Gelübde“ von Gehorsam, Ehelosigkeit und Armut der christlichen Orden. Die Welt in der wir heute leben, ist eine ganz andere. Im Laufe eines Lebens wechseln viele Menschen (mehrmals) ihren Wohnsitz, ihren Beruf, ihr Land, ihre(n) Partner(in). Gesellschaft und Kirche entwickeln sich. Niemand denkt mehr daran, im Leben ein und dasselbe vom Anfang bis zum Ende zu tun. Und da wundern wir uns, dass die Menschen sich sträuben, ewige Gelübde abzulegen, ewige Versprechungen zu machen. Vielen Orden fehlt der Nachwuchs. Und viele Orden stellen fest, dass ihre Kandidaten bzw. Kandidatinnen einen anderen Lebensweg wählen, wenn die Entscheidung ansteht, die ewigen Gelübde abzulegen. Die Orden sollten daher diesen Punkt genauer untersuchen und die notwendigen Konsequenzen daraus ziehen.

Helmut Theodor Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Februar-Nummer 2022 von Kirche In)


Bedeutung des Synodalen Wegs

Manche Reformer verzweifeln am Synodalen Weg, bevor er richtig begonnen hat. Grund: Die Bischöfe machen den Eindruck, wieder nicht vom angestammten Platz rücken zu wollen. Da tut es gut, die Meinung von zwei bekannten österreichischen Theologen zu hören.
Nach der Meinung des Grazer Theologen Rainer Bucher, der konkret den Synodalen Weg in Deutschland vor Augen zu haben scheint, wird die Kirche sowohl bei Gelingen als auch bei Scheitern des Synodalen Wegs nachher nicht mehr dieselbe sein. Seine Begründung: Entweder werden die reformerisch geprägten Voten angenommen und auch von den Bischöfen in Form von Sebstverpflichtungen umgesetzt oder aber das Scheitern dieses Prozesses werde zu einer beschleunigten „Delegitimierung“ der deutschen katholischen Kirche und zu „einer Art innerkirchlichen zivilgesellschaftlichen Revolte“ führen. Die anhaltende Debatte dieses Reformprozesses auch in Österreich werde sich auf jeden Fall in das kollektive Gedächtnis der Kirche eingraben und Folgen haben.
Auch für den Salzburger Dogmatiker Sander ist nach dem Synodalen Weg kein „Weiter so“ möglich. Eine Kirche, „die weiter machte wie bisher, würde nicht wirklich fehlen“, sie würde „in kurzer Zeit in einen Abgrund stürzen“. Professor Sander betont sehr, dass der deutsche und der weltkirchliche Synodale Weg sich einer Negativerfahrung, nämlich dem Missbrauch in unerhörtem Ausmaß verdanke. Beide brauchen vor aller Theorie zuerst das „Nein zum Fluch der bösen Tat des Missbrauchs“.

Helmut Theodor Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der Jänner-Nummer 2022 von Kirche In)


Mein jetziges Leben (Weihnachten 2021)

Bis März 2021 wohnte ich 7 Jahre lang in der Bahnhofstrasse 18/10 in Dornbirn in einem Seniorenheim, in dem man selbstständig sein durfte und musste. Im März bekam ich große und gegen jede Behandlung resistente Schmerzen in den Hüften und in den Beinen und brauchte zu allem fremde Hilfe. Deshalb zog ich Ende März in das Pflegeheim Hard um. Einen Monat später konnte ich in ein Pflegeheim in Dornbirn, meiner Heimatstadt, übersiedeln.

Meine jetzige Adresse
Helmut Theodor Rohner
Senecura Parkresidenz
Eisengasse 10
A 6850 Dornbirn
Tel. 05572-3848 (Haus)-4344 (Zimmer)
E-Mail teodoro@helmut-theodor-rohner.eu
Homepage: www.helmut-theodor-rohner.eu

Ich habe natürlich weiterhin langsam fortschreitende Parkinson-Krankheit und beidseitige, unheilbare, trockene Makula-Degeneration. Dabei wird man nie blind, aber Lesen und Schreiben geht eines Tages nicht mehr. Dies ist der Grund, weshalb ich alle bitte, mir wenn möglich mit großen Buchstaben zu schreiben. Mein Leben hier ist viel besser, als ich dachte.
So geheimnisumwoben wie die Schmerzen kamen, sind sie wieder verschwunden. Erstaunlich in meinem Alter. Der Übergang vom Seniorenhaus ins Pflegeheim (den ich mir sehr fordernd vorstellte) wurde mir leicht gemacht.

1. Das Pflegeheim Hard war damals die einzige Möglichkeit. Ich musste mir also nicht lange den Kopf zerbrechen.
2. Die Rückkehr nach Dornbirn war eine freudige und überaschend schnell mögliche Entscheidung.

Hier erhielt ich ein geräumiges Zimmer mit Bad und Balkon und schöner Aussicht zu den Dornbirner Bergen. Ich habe mehr Freiheiten als ich erwartete. Die Bewohner sind ziemlich alle sehr alt, schwerhörig und wenig gesprächig. Ihnen winke ich beim Vorübergehen lächelnd zu und freue mich, wenn sie freundlich reagieren. Das Pflege- und Verpflegungspersonal ist sehr gut und erfüllt mir jeden Wunsch. Sie interessieren sich z. T. für mein Leben und meine Gedanken. Die Leiterin ist eine außergewöhnlich temperamentvolle Türkin und Muslimin, die schon eine Ehe mit einem Franzosen und mit einem Deutschen hinter sich hat. Auch bei ihr habe ich einen Stein im Brett. Fernseher und PC haben die zwei Umzüge mitgemacht. Ich kann noch E-Mails beantworten, international viele Beziehungen aufrecht erhalten und jeden Monat 2 Leserbriefe und ein Blitzlicht veröffentlichen. Im Zimmer kann ich ohne Gehhilfe gehen, außerhalb brauche ich einen Rollator. Damit komme ich recht weit, z. B. (längste gegangene Strecke hin und zurück) bis zum Seniorenhaus Birkenwiese. Mit dem Stadtbus kann ich leider nicht mehr fahren. Doch ich lebe im Zentrum meiner Heimatstadt und bekomme recht fleißig Besuch. Mit der Hilfe meiner Nichte Christa kann ich jederzeit rechnen.
Allgemein lässt sich mit Recht behaupten: Ich bin mit 87 Jahren zu einem neuen (wohl recht kurzen) Leben erweckt worden.

Helmut Theodor Rohner



Christ sein heißt dankbar sein

Der weltberühmte Benediktinerbruder David Steindl-Rast sagt, die kürzeste Formel des Christentums sei die Dankbarkeit. Mit dem Wort Dankbarkeit könne das ganze Christentum zusammengefasst werden. Zusammen mit andern hat er die Website „gratefulness.org“ und „dankbar-leben.org“ gegründet. Dankbarkeit sei nicht nur der Schlüssel zur Freude, sondern auch „zu dem Glück, nach dem sich ausnahmslos alle Menschen sehnen.“ Gelebte Dankbarkeit wäre „die Lösung der größten Probleme von heute“. Um dankbar zu leben, benötige man die bewusste und ständig wiederholte Entscheidung zugunsten des Vertrauens und gegen die Furcht. „Alles, was wir brauchen und was gut für uns ist, wird uns in jedem Augenblick geschenkt vom Leben – oder von Gott, der ja das Leben ist.“ Dankbarkeit sei nicht nur im Wohlstand oder in guten Zeiten möglich, sondern auch in Schwierigkeiten, Not und Katastrophen. Erlernen könne man Dankbarkeit nur, wenn man Gelegenheiten des Stillehaltens suche. Erst die Stille ermögliche es, „hinzuschauen, hinzuhorchen und sich über die Gelegenheiten zu freuen, etwa an einem Atemzug.“Daraus gelte es dann das Handeln abzuleiten. Steindl-Rast sieht im Dankbaren einen „Revolutionär“, weil er den Mächtigen, deren Macht auf Furcht gründet, furchtlos entgegentreten kann. Diese Revolutionäre streben eine neue, auf Gewaltfreiheit (statt Gewalt), Zusammenarbeit (statt Rivalität) und Teilen (statt Habgier) aufbauende Gesellschaft an.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der Dezember–Nummer 2021 von Kirche In)


Neue Lebensweise der Kirche

Der Luxemburgische Erzbischof Kardinal Jean- Claude Hollerich sieht den vom Papst vorgegebenen Weg der Synodalität als unabdingbar für die Zukunft der Kirche an. Die Steuerung von oben nach unten funktioniere nicht mehr. Wenn sich der Papst äußere, gebe es irgendwo in der Kirche sofort Widerspruch. “Viele hören dem Papst nur zu, wenn er etwas sagt, das sie hören wollen.“ Nach Hollerich ist Papst Franziskus weder liberal noch konservativ, sondern radikal in der Nachfolge Jesus und in der Barmherzigkeit.
Synodalität bedeutet nach dem Verständnis des Papstes, auf den Heiligen Geist zu hören, der in den Menschen spricht. Es gehe nicht darum, Hierarchie in der Kirche völlig kaputt zu machen, aber Bischöfe müssen den Menschen zuhören, bevor sie Entscheidungen treffen. „Das ist die katholische Synodalität.“
Dazu möchte ich sagen: Es genügt nicht, dass die Bischöfe auf das Volk hören, dann aber allein, ohne das Volk, entscheiden. Im Dialog, im Entscheiden und im Handeln müssen sich die Bischöfe mit dem Volk nach den Heiligen Geiste ausrichten. Der Papst wünscht sich sogar, dass die Ergebnisse des synodalen Dialogs auch unter den verschiedenen Konfessionen, den Andern als „Resultat des Dialogs“, aber nicht als absolute Wahrheit vorgelegt werden. In diesem Punkt ist Papst Franziskus sehr radikal und sein Weg der Synodalität führt tatsächlich zu einer neuen Lebensweise der Kirche.

Helmut T. Rohner
Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der November-Nummer von Kirche In.)


„Rehabilitierte“ Laien

Die „Theologischen Kurse“ feierten coronabedingt Ende September das Jubiläum ihrer 80 Jahre mit dem Motto: „80 Jahre und kein bisschen alt.“ Einen ersten Teil des Festaktes „Perspektiven der Hoffnung“ bestritten Gäste aus verschiedenen Weltanschauungen und Religionen: Da konnten die Anwesenden eine Philosophin, eine Philosophin und Agnostikerin, eine evangelische Pfarrerin, einen jüdischen Religionswissenschaftler, eine russisch-orthodoxe Ordensfrau, einen buddhistischen Mönch sowie den Großmeister der Großloge Österreichs hören. Das Kernangebot der „Theologischen Kurse“ ist seit 80 Jahren der zweijährige Theologische Kurs, der „Laien“, d.h. Männern und Frauen an der Basis der Kirche eine umfassende Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben bietet. Er kann als Präsenzkurs am Stefansplatz oder als Fernkurs besucht und seit neuestem auch „oneline“ abgeschlossen werden. Die „Akademie am Dom“ wurde 2017 gegründet. Sie wendet sich mit Vorträgen und Seminarangeboten an ein heterogenes Publikum von Glaubenden und Nichtglaubenden, Zweifelnden und Suchenden, Interessierten und und Engagierten innerhalb und außerhalb der Kirche.
Wenn wir auch wissen, dass für den christlichen Glauben nicht alleine das theologische Wissen entscheidend ist, hat es doch eine große Bedeutung. Viele Männer und Frauen aus dem Volk haben den „Theologischen Kurs“ absolviert und sind dadurch von „unbedeutenden, unwissenden Laien“ zu selbstbewussten, wissenden Mitgliedern der Kirche aufgestiegen. Sie wurden ein Stück weit, rehabilitiert.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Oktober-Nummer 2021 von Kirche In)


Gemeinsamer Religionsunterricht

In Deutschland, dem Lande Martin Luthers, gibt es immer wieder Initiativen, die in der Ökumene vorpreschen und daher Lokomotiven für die Entwicklung anderer Lokalkirchen sein können. Das gilt, so scheint mir, auch für die Pläne der katholischen Diözesen und den evangelischen Landeskirchen von Niedersachsen, den christlichen Religionsunterricht in Zukunft gemeinsam zu planen und zu gestalten. Es soll eine von beiden Konfessionen besetzte Stelle geschaffen werden, die das Ganze koordiniert und weiter entwickelt. Der Unterricht soll bekenntnisorientiert bleiben und weiterhin von einer katholischen oder evangelischen Lehrkraft erteilt werden. Alle Anregungen und Vorschläge sollen in ein abschließendes Symposion im Mai 2022 einfließen. Es gebe schon eine gute Zusammenarbeit der beiden Konfessionen und die Trennung der Kinder für den konfessionellen Religionsunterricht werde immer weniger akzeptiert und verstanden. Die nach Konfessionen getrennte Ausbildung der Religionslehrer/innen behalte man bei, um Pädagogen aus andern Bundesländern einstellen zu können. Die konkreten Folgeerscheinungen solcher Versuche können wir z. T. voraussehen, z.T. jedoch nicht. Die vorauszusehenden und nicht vorauszusehenden Erfahrungen haben nicht nur für die Lokal-Kirchen, sondern auch für die Gesamtheit aller christlichen Kirchen, und damit auch für uns, große Bedeutung.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der September-Nummer 2021 von Kirche In)


Synodal

Von allen Seiten klingt uns das Wort “synodal“ entgegen. Die Kirche weiß seit der Zeit ihrer Entstehung, dass sie synodal sein sollte, d.h. dass alle ihre Mitglieder gleichwertig und gleichberechtigt sein sollten. „Wer von euch der Erste sein möchte, sei der Diener aller.“ „Ihr alle seid Brüder und Schwestern.“ Das ist eine grundlegende Wahrheit unseres christlichen Glaubens. Sie ist so grundlegend, dass wir überall dort, wo sie nicht gelebt wird, daran zweifeln müssen, ob dort wirklich christliche Kirche existiere. Christliche Kirche ist also entweder irgendwie synodal ausgerichtet, oder sie existiert nicht. Die Haupthindernisse der Synodalität in der katholischen Kirche sind der in der Machtfülle des Papstes gipfelnde hierarchische Aufbau und der die nicht-geweihten Frauen und Männer diskriminierende Klerikalismus. Zum Glück erleben wir heute hoffentlich den Beginn einer neuen Ära der Kirchengeschichte. Wir haben, was wir vorher nie zu träumen wagten, einen Papst, der die Kirche synodal und nicht allein regieren möchte. Und er möchte die ganze Kirche nicht durch Zwang, sondern durch gemeinsames Nachdenken und spirituelle Erneuerung in eine synodalere Lebensform begleiten. Und noch eine Eigenschaft dürfen wir an Papst Franziskus - im Gegensatz zu beinahe allen seiner Vorgängern - bewundern: Er wünscht sich, dass die allmähliche Synodalisierung der Kirche von unten nach oben verwirklicht werde.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der August-Nummer 2021 von Kirche In)


Religion und Politik

In Europa wurde eine Zeit lang die Religion immer mehr ins Private abgeschoben. Was du glaubst, das ist allein deine Sache. Das interessiert sonst niemanden. Das war auch ein Grund, warum die Europäer sich mit der Befreiungstheologie so schwer taten, weil diese ein sozialpolitisches Engagement der Christen nicht nur bejahten, sondern in den Vordergrund stellten.
Eigenartigerweise hat uns der Islam wieder neu bewusst gemacht, wie sehr sich Religion auf das gesellschaftliche Leben der Menschen auswirkt. Doch immer noch gibt es Europäer, die behaupten, Religion sei etwas Gutes, aber Politik sei egoistisch, korrupt und zu meiden. Dagegen wehren sich die, die die Meinung vertreten, Religion und Politik sollten so gelebt werden, dass sie beide Positives bewirken. Der Direktor der Katholischen Sozialakademie Österreichs Markus Schlagnidweit schreibt und sagt kategorisch: „Es gibt kein unpolitisches Christentum.“
Es gehe im Christentum immer um das Wohl und die Würde des Menschen. Deswegen dürfe die Kirche auch bei Themen wie die Migrationspolitik nicht schweigen. Natürlich sei das Migrationsthema hochkomplex .Nur sagen „Grenzen auf!“ sei auch naiv. „Aber diese Unmenschlichkeit, mit der man die Flucht nach Europa verhindern will, ist unerträglich. Niemand nimmt leichtsinnig solche Strapazen auf sich. Ich bin froh, dass sich da einige Bischöfe zu Wort melden.“

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der Juli-Nummer 2021 von Kirche In)


Gerechte Machtverteilung

Für die deutsche Theologin Doris Reisinger, die in Frankfurt lehrt, gilt als allgemeiner Grundsatz: „Je gerechter Macht in der Kirche verteilt ist, zwischen Männern und Frauen, Alten und Jungen, Klerikern und Laien, Menschen verschiedener Herkünfte und Hautfarben, desto weniger wird Macht missbraucht.“ Die Ex-Ordensfrau Doris Reisinger, früher Doris Wagner wurde auch in Österreich durch ein sehr offenes TV-Interview mi Kardinal Schönborn bekannt. Sie plädiert für eine viel breitere Machtverteilung in der Kirche. Gerade Frauen müssen in der katholischen Kirche oft erleben:“Was du denkst, fühlst und willst, zählt hier nicht.“ Der Fokus liege auf Mutterschaft und Verfügbarkeit, dagegen kämen Frauen kaum vor, die in der Kirche führen, forschen, lehren, predigen, Sakramente spenden oder regieren wollen.
Bei der jetzigen Verteilung der Macht in der Kirche, sei Missbrauch geradezu vorprogrammiert.
Missbrauch sei „ im Kern ein Sich-über-den-Andern-Hinwegsetzen.“ Geistlicher Missbrauch liege dann vor, wenn Menschen für sich in Anspruch nehmen, Gottes Willen zu kennen und ihn im Leben anderer durchzusetzen. Das stehe keinem Menschen zu.
Obwohl die Gefahr geistlichen Missbrauchs heute geringer ist als früher, scheint mir wichtig, dass alle wissen, dass es neben dem sexuellen auch den geistlichen Missbrauch gibt, dass die zwei zusammenhängen und dass beide stark von der jetzigen ungerechten Verteilung der Macht in der Kirche abhängen.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Mai-Nummer 2021 2021 von Kirche In)


Schubumkehrungen

In der Fastenzeit werden wir Christen immer wieder daran erinnert, wir sollten „umkehren“, damit wir an Ostern (mehr als ein Jahr zuvor)„Umgekehrte“ seien. Wenn wir an Worte Jesu wie „Ihr alle seid Brüder und Schwestern“ oder “Die Letzten werden die Ersten sein“ oder „Bei euch soll es nicht so sein“ wie in andern menschlichen Gesellschaften oder Organisationen, so verstehen wir, dass es für uns und unsere Kirchen um eine „Lebensaufgabe“ handelt.
Wo soll es in uns und in unsern Kirchen allmählich zu neuen Akzentuierungen und schließlich zu Schubumkehrungen kommen?
Wertschätzung sollen die unten mehr als die oben erfahren. Frauen und Männer sollen in allem gleich behandelt werden. Für die kirchliche Ordnung sind nur die besten Demokratien, die es heute noch gar nicht gibt, gut genug. Macht muss in den Kirchen kontrollierbar, absetzbar und auf alle möglichst gut verteilt sein. Die „Ränder“ und das Zentrum begegnen sich auf Augenhöhe. Die eigene Religion hat nur aus eigener Sicht eine Sonderstellung. Jede Form von Diskriminierung wird von allen mit Hilfe aller vermieden.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der April-Nummer 2021 von Kirche In)


Freiheit in der Kirche

Paulus schreibt in Gal 5, 13: „Ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder und Schwestern.“ (Gal 5,13). Ich frage provozierend: Gibt es Freiheit in der katholischen Kirche? Das Ganze macht doch eher den Eindruck eines großen Systems des Gehorsams. Jeder Katholik verfehlt sein Lebensziel, wenn er sich nicht dem Willen Gottes und den von Gott zur Leitung Berufenen unterwirft. Ich freue mich, dass die Evangelischen die Freiheit in der Kirche so hoch schätzen. Ich freue mich, dass die Pfarrer-Initiative und die andern Reformbewegungen einen (begrenzten) Ungehorsam gegenüber der Kirche als „unentbehrlch“ auf ihre Fahne gehisst haben. Ich freue mich, dass es in der Schweiz die ökumenische Herbert Haag-Stiftung gibt, die Zeugnisse gelebter Freiheit in der Kirche mit einem Preis hervorhebt und belohnt. Im März ehrte sie vier bekennende Homosexuelle und die 1977 gegründete Arbeitsgemeinschaft „Homosexuelle und Kirche“. Unter den Geehrten der Vorjahre finden wir viele den Lesern und Leserinnen dieses Magazins bekannte Persönlichkeiten oder Einrichtungen, z. B. Leonardo Boff, Publik Forum, Eugen Drewermann, Jacques Gaillot, Kirchenvolksbegehren, Rudolf Schermann und Kirche In, Dolores Bauer, Walter Kirchschläger, Helmut Schüller, Für eine Kirche mit den Frauen. Ich bin glücklich, dass „Kirche In“ in Hans Peter Hurka einen fähigen und kompetenten neuen Herausgeber und Chefredakteur gefunden hat und daher wie bisher weiterwirken kann.-

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Märznummer 2021 von Kirche In)


Kairos

Im Griechischen gibt es zwei Worte für Zeit. Chronos ist die Zeit, die wir am Kalender oder an unsern Uhren ablesen können. Kairos hingegen ist der Zeitpunkt, der für etwas Bestimmtes der richtige, der günstigste ist. Kairos braucht eine Vorbereitungszeit, eine Entwicklung auf etwas hin. Den Kairos können wir verpassen. Er kommt in der gleichen Form nie wieder. Den Kairos können wir nicht machen, er wird uns geschenkt. Aber immer nur für beschränkte Zeit.
Ein Beispiel: Nach dem Konzil wäre der Kairos für die Aufhebung des Zölibats gewesen. Das Volk und die Priester waren reif dafür. Viele warteten sehnsüchtig darauf. Damals wären viele verheiratete Priester bereit gewesen, in ihren ursprünglichen Beruf zurückzukehren. Viele wären Priester geblieben, wenn sie gleichzeitig heiraten hätten können. Und viele, die während des Studiums abgesprungen sind, wären geblieben. Jetzt würde das alles nicht mehr geschehen oder nur in stark reduziertem Ausmaß. Sollte diese Neuerung morgen kommen, können die Gegner feststellen: Wir haben es immer schon gesagt: Diese Reform bringt nichts oder nicht viel.
Leider verschläft unsere Kirche den Kairos für die meisten fälligen Erneuerungen. Dies gilt heute ganz besonders für die Frage der Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche. Die Frauen protestieren schon lange. Immer wieder umsonst. Es ist 5 vor 12. Die Kirche schläft immer noch! 10 nach 12 wird die Reform kommen. Wie viele Frauen werden sich dann noch dafür interessieren? Wie viele werden die Kirche vorher schon verlassen haben?

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Februar-Nummer 2021 von Kirche In)


Vielfalt und Einheit

Kreativer Gott,
in deiner Schöpfung stellen wir staunend
überall eine ungeheure Vielfalt fest.

Du scheinst diese Vielfalt zu lieben
und sich an ihr zu freuen,
sonst hättest du sie nicht geschaffen.

Auch in der Welt der Menschen
gibt es nicht zwei, die genau gleich sind.
Jeder Mann und jede Frau ist ein Original.

Doch nach deinem Willen sollten wir alle,
trotz unserer Verschiedenheit
oder gerade in und wegen unserer Verschiedenheit
eine Einheit bilden,
im Frieden miteinander leben,
uns gegenseitig achten und unterstützen.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der Jänner-Nummer 2021 von Kirche In)


Testament des Papstes Franziskus

Papst Franziskus schrieb neben seiner alltäglichen Arbeit eine lange Enzyklika, er schrieb diesmal ein ganzes Buch. Er schrieb nicht nur an die Kirche, sondern an die ganze Menschheit, nicht nur über religiöse, sondern auch über gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Themen. Da der Papst in dem Lehrschreiben „Fratelli tutti“ all seine grundlegenden Themen zusammenfasst, meint der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler, lege er uns „eine Art Testament“, und zwar „ein theologisch-politisches Testament“ vor. Der Schlüsselbegriff des Ganzen lautet eindeutig „die globale Geschwisterlichkeit“. Dieser grenzüberschreitende Akzent sei begründet in der Glaubensüberzeugung, dass Christus in jedem Menschen „persönlich da ist“, unabhängig von Lebensort, Kultur oder Hautfarbe. Als Söhne und Töchter des einen Vaters, sind wir untereinander alle Geschwister, sollten geschwisterlich miteinander umgehen und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausschließen. Nach Papst Franziskus können wir das nicht als „reine Utopie“ beiseite schieben, es ist – niemand von uns weiß, wie weit – verwirklichbar. Allerdings nur dann, wenn wir bereit sind, unsere Lebensstiele, unsere Art und Weise des globalen Zusammenlebens und Wirtschaftens zu verändern. Mit seiner tiefen Überzeugung, seinem persönlichen Beispiel und diesem brennenden Apell möchte Papst Franziskus die Herzen aller Menschen erreichen und die Welt verändern. Ganz wichtig auch heute wieder: „Nationale Interessen müssen sich dem globalen Gemeinwohl unterordnen.“

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Dezember-Nummer 2020 von Kirche In)


Ansatz zum Grundeinkommen im Evangelium

Das Bedingungslose Grundeinkommen sehen wir als theoretisch-soziale Errungenschaft unserer Zeit. In Österreich wurde es hauptsächlich durcdie Katholische Sozialakademie erklärt, verteidigt und unter die Leute gebracht. Und doch finden wir im Matthäusevangelium 20, 1-16 ein Gleichnis Jesu, das ganz in diese Richtung geht. Wir reden von Grundeinkommen, weil es jedem Menschen zugestanden werden und ihm die Möglichkeit eines menschenwürdigen Lebens auch ohne weitere Einnahmen schenken soll. Dem Grundeinkommen-Empfänger ist es also freigestellt, ob er arbeiten will oder nicht. Moderne Staaten sorgen oft durch irgendwelche Zuschüsse, dass die unter die Armutsgrenze Gefallenen, die ihre Notsituation klar beweisen können, eine Überlebenshilfe bekommen. Das ist mit Grundeinkommen nicht gemeint, denn dieses ist bedingungslos, d.h. es steht jedem und jeder zu unabhängig von seinen/ihren übrigen Lebensumständen. Zu unserm Erstaunen finden wir die Haltung des Grundeinkommens, die uns heute noch schwer verständlich scheint, im angeführten Gleichnis beim Weinbergbesitzer. Er gibt allen Arbeitern nicht was sie verdienen, sondern, was sie um ihre Familie zu ernähren, brauchen: einen Denar. Aber diesen einen Denar gibt er bedingungslos allen, denen, die viel und lange gearbeitet haben wie denen, die wenig und nur kurz gearbeitet haben. Um das Grundeinkommen und den Weinbergbesitzer zu verstehen, brauchen wir eine neue Sicht von der Arbeit, von der Gerechtigkeit und vom Menschen. Und das Wichtigste habe ich vergessen: eine neue Sicht von Gott.

Helmut T. Rohner
(Als Blitzlicht für die November-Nummer 2020 in Kirche In geplant, aber aus Versehen nicht veröffentlicht.)


Campus der Religionen

In Wien wird seit mehr als 5 Jahren ein Projekt entwickelt, das sich „Campus der Religionen“ nennt. Es ist weltweit das erste Projekt dieser Art und soll nach Wiens Bürgermeister Ludwig zeigen, „was die Zusammenarbeit der Religionen an positiven Strömungen für die Gesellschaft auslösen kann.“ Die Stadt Wien stellt den beteiligten Religionsgemeinschaften in der Seestadt Aspern insgesamt knapp 10.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Heuer im August wurde der architektonische Siegerentwurf vorgestellt. Es sind 8 pavillonartige Religionsgebäude „mit kontemplativen Dachgärten“ und einem gemeinsamen Vorplatz vorgesehen. Kennzeichnend für das Projekt ist, dass sich schon im Entstehungsprozess alle 8 beteiligten Religionsgemeinschaften einbrachten. Am Campus der Religionen in Wien beteiligen sich die Evangelische Kirche, die Griechisch-orthodoxe Kirche, die Islamische Glaubensgemeinschaft, die Buddhistische Religionsgemeinschaft, die Neuapostolische Kirche, die Israelitische Kultusgemeinde Wien, die Sikh Kultusgemeinde Wien und die Katholische Kirche. Kardinal Schönborn nennt den Campus der Religionen ein Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung „unabhängig von der Anzahl der Gläubigen oder der Größe der Kirche“ und ein Zeichen dafür, dass es möglich ist, „ein gemeinsames Dach der Religionen“ zu finden, ohne die Eigenheiten der einzelnen zu nivellieren. Eine wichtige Projektpartnerin wird die Pädagogische Hochschule Wien-Krems sein. Die Symbolkraft und die Ausstrahlung des Projektes wird weit über Wien hinausgehen.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Oktober-Nummer 2020 von Kirche In)


Eine für viele nicht akzeptable Instruktion

Die Instruktion erscheint

Insider wussten schon länger, dass die Kleruskongregation im Vatikan an einem Dokument für die Pfarrgemeinden arbeitete. Doch als sie erschien, war sie für viele eine Überraschung und für einen beträchtlichen Teil eine böse Überraschung. Verschiedene Bischöfe Deutschlands reagierten darauf sehr kontrovers, die einen erfreut und die andern schockiert. Die österreichischen Bischöfe hüllten sich –jedenfalls zunächst - in Schweigen. Die Instruktion ist voll von Zitaten von Papst Franziskus und wurde von diesem auch zwei Tage vor Erscheinen „approbiert“, aber seinen Geist findet man darin nicht.

Klerikalismus von vorgestern

Die Kleruskongregation vertritt darin einen Klerikalismus, den die meisten von uns längst überholt glaubten. Pfarrgemeinderäte dürfen zwar mitreden, aber nicht mitbestimmen. Sie haben kein Stimmrecht. Alle Entscheidungen liegen bei den Klerikern, im Normalfall beim Pfarrer allein. Kein Nichtgeweihter, weder Frau noch Mann, darf in der Messe predigen. Eine Leitung der Pfarrgemeinde durch ein kollegiales „Team“ oder eine „Equipe“ aus Priestern und Laien ist strikt verboten. Sogar in den sprachlichen Bezeichnungen soll der Unterschied zwischen Klerikern un Laien klar zum Ausdruck kommen. Laien dürfen z. B. nicht „Moderatoren“ oder „Pfarrverantwortliche“ genannt werden. Sie sind vielmehr „pastorale Mitarbeiter“ oder „pastorale Assistenten“.

Modernere Pastoral

Diese Vorschriften werden Diözesen und Bischöfen vorgetragen, die zumindest zum Teil wegen des Priestermangels und den Entwicklungen der modernen Menschen hin zu größerer Partizipation und zur von den Menschenrechten geforderten Gleichwertigkeit aller Menschen sich schon längst teilweise vom Klerikalismus weg entwickelt haben. Solche Bischöfe gestatten, dass Pfarrgemeinderäte nicht nur mitreden, sondern auch mitentscheiden können. Sie freuen sich, wenn Laien, Männer wie Frauen lebensnah und abwechslungsreich in den Sonntags-Gottesdiensten predigen. Sie sind froh, wenn Laien auch bei der Leitung von Pfarrgemeinden, Seelsorgeräumen und Pfarrverbänden aktiv mitwirken. Die Unterschiede zwischen Klerikern und Laien sowie zwischen Männern und Frauen beginnen langsam kleiner zu werden. Auch das scheint vielen Bischöfen sehr erfreulich. Und jetzt sollen diese Bischöfe und Diözesen wieder zur vormodernen Pastoral zurückkehren müssen. Das macht doch keinen Sinn und ist praktisch gar nicht mehr möglich.

Veranschaulichung

Der Schweizer Kapuziner Walter Ludin schickte mir folgenden Vergleich: Im Jahre 1900 verbot der Graubündner Regierungsrat, dass auf den Straßen des dortigen Kantons Automobile führen. Das Stimmvolk schaffte dieses Verbot 1925 ab. “Wie würde es sich anfühlen“, fragt P. Ludin, „wenn der Regierungsrat im Jahre 2020 an die damalige Weisung erinnerte und sie durchsetzen wollte???“

Schussfolgerung

Der veraltete Klerikalismus der Kleruskongregation ist nicht nur für die Reformbewegungen, sondern auch für manche katholische Bischöfe und Diözesen schlicht nicht mehr akzeptabel. Sie können nicht anders als weiterhin eine Pastoral für die heutigen modernen Menschen zu fördern.

Helmut Rohner, 7. August 2020
(Veröffentlicht in der Herbst-Nummer 2020 von Wir-sind-Kirche)


Hierarchie, Vermächtnis Jesu?

Die katholische Kirche gibt vor, sie selber und ihre ganze Hierarchie lasse sich eindeutig von Jesus herleiten. Diese Behauptung wackelt von A bis Z. Für Jesus hatte die Gründung einer Kirche wohl keinen Sinn, weil für ihn das Ende der Welt kurz bevorstand. Er war selbst kein Priester und hat auch keine Priester geweiht.

Das Apostelamt, das angeblich die Bischöfe geerbt haben sollen, ist eigentlich nicht vererbbar. Die 12 Apostel sind ja Augenzeugen seines Lebens. Nach dem Tode Jesu kann niemand mehr Augenzeuge seines Lebens werden. Petrus soll sozusagen der Vorläufer des Papstes gewesen sein. Aber Petrus war zu seinen Lebzeiten nie der Vorgesetzte der andern Apostel. Petrus wird bei der Auflistung der 12 immer an erster Stelle erwähnt. Weil Jesus oder die andern ihn zu ihrem Sprecher gewählt haben oder weil Petrus beim Reden einfach immer der Schnellste war?

In Mt 15,13-20 sagt Jesus Petrus vieles zu, doch das ist eindeutig ein nachösterlicher Text, der dem historischen Jesus von späteren Generationen in den Mund gelegt wurde. Und es ist möglich, dass er sich auf die Person und/oder den kurz vorher bekannten Glauben Petri bezieht. Seit 500 Jahren gibt es für Ersteres „katholische“ und für das Zweite „protestantische“ Argumente. Wann wird es endlich eine ökumenische Deutung dieses Textes geben?

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der September-Nummer 2020 von Kirche In)


Bannbulle gegen Luther

Diese Bannbulle soll nach 500 Jahren endlich offiziell aufgehoben werden. Ebenso das Verdikt Luthers gegen den Papst als „Antichrist.“ Diese zwei Verurteilungen stehen bis heute einer gegenseitigen Anerkennung der evangelischen und katholischen Kirche entgegen. Schon 1520 drohte Papst Leo X. Luther mit dem Bann und am 3. Jänner 1521 machte er diese Drohung mit der Bulle „Decet Romanum Pontificem“ wirksam. Zum 500. Jahrestag diese Geschehens sollten der Bann von Papst Franziskus und das Verdikt vom Lutherischen Weltbund offiziell aufgehoben werden, bittet der Altenberger Ökumenische Gesprächskreis in der Nähe von Köln, dem rund 30 evangelische und katholische Theologen und Theologinnen angehören. Nach meiner Ansicht sollten sich dieser Bitte möglichst viele katholische Bischofskonferenzen und Lutherische Landeskirchen gemeinsam anschließen. Kardinal Kurt Koch hat zwar schon gesagt, der Bann gegen Luther sei mit dessen Tod aufgehoben. Das ist mir und vielen Andern zu wenig. Kardinal Koch sagt selber dazu: „Geschehenes können wir nicht auslöschen. Aber wir müssen darum besorgt sein, dass die Last der Vergangenheit nicht Zukunft verunmöglicht.“ Darum geht es, nicht so sehr um die Vergangenheit, sondern vielmehr um die Zukunft der christlichen Kirchen. Reichen wir uns am 3. Jänner 2021, dem 500. Jahrestag der Exkommunikation Martin Luthers, die Hände zur Versöhnung!

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der August-Nummer 2020 von Kirche In)


Öko-soziales Aktionsjahr

Vor fünf Jahren schrieb Papst Franziskus die auch außerkirchlich vielbeachtete Umwelt- und Sozialenzyklika „Laudato si“. Zum fünften Jahrestag kündigte er vom 16.-24. Mai eine Aktionswoche als „globale Kampagne“ zur Vertiefung und Umsetzung des Rundscheibens an. Unter anderem war ein internationales Treffen von einigen Hundert Jungunternehmern zum Thema nachhaltiger Wirtsschaft in Assisi geplant. Doch Corona verhinderte einen Teil der Veranstaltungen und deshalb wurde die Aktionswoche zu einem Aktionsjahr bis 24. Mai 2021 verlängert. Der Papst lud „alle Menschen guten Willens“ dazu ein, sich um „unser gemeinsames Haus und unsere schwächeren Brüder und Schwestern zu kümmern. Insbesondere legte er den Gläubigen ein eigens formuliertes Gebet ans Herz, in dem es unter anderem heißt: „Liebevoller Gott,….Sei in diesen schwierigen Zeiten den Bedürftigen nahe, besonders den Ärmsten und Schwächsten. Hilf uns, kreative Solidarität zu beweisen, um die Folgen dieser globalen Pandemie anzugehen. Lass uns mutig werden, die umwälzenden Veränderungen anzugehen, um das gemeinsame Wohl aller zu suchen. Dass wir mehr als je zuvor spüren, wie wir untereinander verbunden und voneinander abhängig sind. Tu dies auf eine Art und Weise, so dass wir in der Lage sind, den Schrei der Erde und den Schrei der Armen zu hören und zu beantworten. So können die derzeitigen Leiden zum Geburtsschmerz einer Welt werden, die geschwisterlicher und nachhaltiger ist.“

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Juli-Nummer von Kirche In )


Geschlechter-Gerechtigkeit

Die neue Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Angelika Ritter-Grepl hat bald nach ihrer Wahl den Wunsch geäußert, dass die Geschlechtergerechtigkeit auch strukturell in der Bischofskonferenz (BIKO) verankert werde, indem ein Referatsbischof dafür ernannt werde.

Der einzige noch lebende Gründer der 50 Jahre alten Bewegung „Priester ohne Amt“ Herbert Bartl unterstützt das wichtige Anliegen, wenngleich er aus langer Erfahrung zweifelt, ob es etwas bringt. Seiner Bewegung geht es keineswegs nur um die Abschaffung des Pflichtzölibats, sondern um eine umfassende Neubesinnung in der Amtsfrage, zu der auch eine Änderung der

Zugangsbestimmungen gehört. Die Gemeinschaft der Kirche muss sich in jeder Hinsicht zur Geschwisterlichkeit bekennen.

Die Bewegung „Wir-sind-Kirche“, heuer auch schon 25 Jahre alt, sieht in der Frauenfrage / Männerfrage ein äußerst wichtiges Thema speziell auch für die Zukunft der Kirche. Sie stellt außerdem fest, dass die wertvollen Erkenntnisse der Gender-Wissenschaft von manchen Amtsträgern mit einer angstmachenden Gender-Ideologie („Gender kills families!“) verwechselt werden. Entscheidend wäre nach „Wir-sind-Kirche“ die Übernahme des Gleichbehandlungsgesetzes in die kirchliche Gesetzgebung und seine Einhaltung. So lange es noch keinen eigenen Referatsbischof gibt, wäre es günstig zu wissen, bei wem in der BIKO Fragen der Geschlechtergerechtigkeit angesiedelt sind.

Nachgefragt bei den Reformbewegungen hat Helmut Rohner
(Erste Veröffentlichung in der Sommer-Nummer 2020 von Wir-sind-Kirche)


„Weide meine Schafe!“

Von seiner Wahl an hat Papst Franziskus sich gerne selbst als „Bischof von Rom“ bezeichnet. Nun erschien das neue Päpstliche Jahrbuch für 2020 mit folgender Neuerung: Unter dem Namen Franziskus steht tatsächlich nur „Bischof von Rom“. Die andern Titel, die da sind „Stellvertreter Jesu Christi, Nachfolger des Fürsten der Apostel, Pontifex Maximus der universalen Kirche, Primas von Italien,….“ stehen alle auf der nächsten Seite unter einem Strich mit der kursiv geschriebenen Überschrift „Historische Titel („Titoli storici“). Die Bezeichnung „Historische Titel“ lässt natürlich zwei Deutungen zu:
1. Sie sind dem Bischof von Rom in der Geschichte zugewachsen, gelten aber immer noch.
2. Sie sind historisch im Sinne von vergangen. Sie gelten jetzt nicht mehr. Das hätte natürlich gravierende dogmatische und rechtliche Konsequenzen. Wenn von Franziskus selbst verordnet, käme das einer Selbstentmachtung gleich. Der Papst wäre dann wie in den ersten drei Jahrhunderten der Bischof von Rom, der „Erste in der Liebe“, ohne jede juridische Kompetenz über Rom hinaus. Das Päpstliche Jahrbuch hat überhaupt keinen rechtlich oder lehramtlich verbindlichen Charakter. Nach meiner Ansicht wäre es jedoch längst an der Zeit, zu überlegen, welche Autorität des Papstes in der heutigen Situation für die Katholische Kirche und für die Ökumene die fruchtbarste wäre. Jesus sagte zu Petrus nicht drei Mal „Weide deine Schafe!“, sondern „Weide meine Schafe!“

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Juni-Nummer 2020 von Kirche In)



Papst empfiehlt Grundeinkommen

Nach der internationalen Arbeitsorganisation ILO arbeiten weltweit zwei Milliarden Menschen ohne jede Absicherung für Krankheit, Unfall, Arbeitslosigkeit oder Pension. Nach der Corona-Krise wird sich besonders die Zahl der Arbeitslosen in vielen Ländern noch gewaltig erhöhen. In dieser Situation erweckte ein dreiseitiger Brief, den Papst Franziskus an Ostern an die sogenannten Volksbewegungen (movimentos populares) schrieb, für großes Aufsehen. Der Papst schrieb nämlich darin: Straßenhändler, Müllsammler, Erntearbeiter, Kleinbauern, Bauarbeiter oder Menschen in pflegender Tätigkeit hätten oft kein fixes Gehalt, um schwierige Zeiten wie die gegenwärtige zu überbrücken. Sie seien für das Gemeinwohl tätig, dabei aber „unsichtbar“ und wenig anerkannt, da die marktorientierte Wirtschaft an den Rändern nicht ankomme und der Staat wenig Schutz biete. Und dann fährt der Papst fort: „Vielleicht ist es an der Zeit, über einen universellen Lohn nachzudenken, der die edlen und unersetzlichen Aufgaben, die sie verrichten, anerkennt und würdigt.“ Ein solches Grundeinkommen löse eine Forderung ein, die sowohl menschlich als auch christlich sei und laute: Kein Arbeiter ist ohne Rechte. Papst Franziskus unterstützt in seinem Schreiben explizit die Idee eines Grundeinkommens für arbeitende Arme in prekären oder informellen Situationen. Von der Corona-Krise erwartet der Papst statt Wettbewerb und schnellem Profit für wenige, einen „Wandel, der entschleunigt, zum Umdenken bringt und zur Regeneration führt“.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Mainummer 2020 von Kirche In)

Schritt in die Moderne

Das hierarchische System der katholischen Kirche bedeutet traditionell ausgedrückt: Der Klerus befiehlt und die „Laien“ gehorchen. Die Laien haben umgestellt: Sie gehorchen meist nicht mehr, sondern denken selber und handeln nach ihrem Gewissen. Der Klerus hat auch umgestellt: Die Laien dürfen mitreden, jedoch bleibt ihre Rede meist ohne Konsequenzen. Die Deutsche Bischofskonferenz versucht einen neuen, einen „synodalen“ Weg. Synodal bedeutet: Wir gehen den Weg zusammen, alle miteinander. Alle dürfen mitreden, alle dürfen mitentscheiden, alle dürfen mittun. In der Praxis heißt das: Die gewählten Vertreter des Klerus verhandeln mit den gewählten Vertretern der Laien auf Augenhöhe. Entscheidungen gelten nie für immer, sondern nur für das Jetzt. Bei besserer Einsicht oder Weiterentwicklung können sie abgeändert werden. Das menschliche und auch das christliche Leben ist Veränderung. Der Synodale Weg in Deutschland ist auf zwei Jahre angesetzt. Hoffentlich gelingt er. Nach Ablauf der 2 Jahre könnte aus dem zeitlich begrenzten synodalen Weg eine synodale Kirche werden. Das wäre ein wichtiger Schritt der katholischen Kirche in die Moderne. Was sich jetzt in Deutschland abspielt, hat Bedeutung für die ganze Kirche, natürlich auch für die Kirche in Österreich.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der April-Nummer 2020 von Kirche In)

Dringendste Zukunftsfrage

Da die Deutsche Bischofskonferenz und die Vertretung der dortigen katholischen Laien die Einzigen sind, die sich in Europa zur Zeit auf einen „verbindlichen synodalen Weg“ getrauen, interessiert diese Initiative auch uns österreichische Katholiken brennend. Wir verfolgten daher sehr gespannt, wer Kardinal Marx als Vorsitzender der Bischofskonferenz nachfolgen werde. Gewählt wurde der Limburger Bischof Georg Bätzing. Zur Freude vieler Frauen und Männer sagte er bald nach seiner Wahl: „Das Thema Frau in der Kirche ist die dringendste Zukunftsfrage, die wir haben“. Hier habe die Kirche Nachholbedarf. Katholische Frauen warteten ungeduldig auf Fortschritte. „Wir werden nicht warten können, dass Frauen zu gleichen Rechten kommen“, meinte der 56-jährige Bischof. Als Vorsitzender der Bischofskonferenz sieht er die Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche als wichtigste Herausforderung seiner bevorstehenden Amtszeit. Auch Lockerungen beim Zölibat hält er für möglich: „Ich glaube, dass es nicht schadet, wenn Priester verheiratet sind, weil sie dann auch diese Erfahrung einbringen können. Bischof Bätzing signalisiert also große Offenheit für Reformdebatten. Es ist unter seiner Leitung zu hoffen, dass der Synodale Weg trotz großer Hindernisse zu einer gut gelungenen Initiative wird, von der auch die österreichische katholische Kirche profitieren kann.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der Frühjahrsnummer 2020 von Wir-sind-Kirche)

Zu unbeweglich

Wir erschrecken jedes Mal, wenn wir mit den horrenden Zahlen der Kirchenaustritte konfrontiert werden. Sicher gibt es viele –in den letzten Jahren sogar einen Papst -, die alles in ihren Möglichkeiten Stehende tun, um die Kirche Jesus-förmig und heutig zu gestalten. Ihr Einsatz ist hoch zu loben. Doch als Ganze ist unsere Kirche doch zu unbeweglich. Jeder Erneuerungswelle folgt nach einer gewissen Zeit eine Nostalgiewelle, die versucht, die vollzogene Entwicklung zurück zu drehen. Unzählige Reformbewegungen weltweit werden ignoriert. Auch in Österreich vergingen inzwischen 25 Jahre nach dem Kirchenvolksbegehren, ohne dass auch nur eine einzige der damals gestellten Forderungen verwirklicht wurde. Beim „Dialog für Österreich“ wurde vieles vom Kirchenvolk und von der Hierarchie gutgeheißen. Doch es genügte ein Bischof Krenn, um alles zu Fall zu bringen. Wahrlich kein Wunder, dass sich die jüngeren Generationen in dieser Kirche nicht mehr wohlfühlen und austreten, sobald sie selber darüber entscheiden können. Eine Kirche, die Jahrhunderte braucht, um den z.T. als schädlich erwiesenen Zölibat der Priester freizustellen, eine Kirche, bei der es fraglich ist, ob sie je gewillt sein wird, die Frauen als gleichwertige Menschen anzuerkennen, passt tatsächlich nicht mehr in unsere schnelllebige Zeit. Die deutschen Bischöfe versuchen wenigstens etwas, was in Richtung Synodale Kirche gehen soll. Doch in Österreich hören wir nichts davon. Jammerschade!

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der Märznummer 2020 von Kirche In)

Helmut Rohner - 86 Jahre Taufe - 60 Jahre Priesterweihe

Bericht im Dornbirner Pfarrblatt, Februar 2020
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Mit Gottvertrauen ins Neue hineingehen

Pastoralamtsleiter Martin Fenkart im Interview, Vorarlberger KirchenBlatt, 9.1.2020
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Sonntag des Wortes

Nicht alle österreichischen Katholiken wissen, dass unsere Bischofskonferenz von 2019-2021 drei Bibeljahre mit dem Motto „BIBEL hören.lesen.leben“ ausgerufen hat. Am Beginn des 2. Bibeljahres kommt ein „Sonntag des Wortes Gottes“ dazu. Papst Franziskus hat dieses Fest mit dem Motu proprio „Aperuit illis“ („Er öffnete ihnen“) für die ganze katholische Kirche eingeführt. Im Jänner 2020 feiern wir also: am 17,1. den Tag des Judentums, vom 18.-25.1. die ökumenische Gebetswoche für die Einheit der Christen und am 26. 1.den „Sonntag des Wortes Gottes“. Die Bibel zeigt uns, so der Papst, den Weg „zu einer authentischen und soliden Einheit“ aller Christen. Sie soll auch unsere Verbindung zu den Juden stärken. Papst Franziskus wünscht sich, dass das neue Fest „der Feier, der Reflexion und der Verbreitung“ der Heiligen Schrift diene. Elisabeth Birnbaum, die Direktorin des Österreichischen Bibelwerkes hofft, dass dieser Sonntag die Gläubigen motiviere, die Bibel wieder häufiger zur Hand zu nehmen. Der Titel des päpstlichen Dokuments „Aperuit illis“ stammt aus dem Satz des Lukasevangeliums: „Dann öffnete er ihnen den Sinn für das Verständnis der Schriften“. (Lk 24,45).Es ist anzuraten, vor jeder Bibellektüre den Heiligen Geist um seinen Beistand anzurufen.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Jännernummer 2020 von Kirche In)

Artikel im Vorarlberger KirchenBlatt 19./26. Dezember

Zeitungsausschnitt Kirchenblatt

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Artikel in den Vorarlberger Nachrichten

Zeitungsausschnitt Vorarlberger Nachrichten

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Jahreswechsel

Der alte Pfarrer Meyer vom Hatlerdorf hatte recht, als er die österreichische Abkürzung A.E.I.O.U. so deutete: Alte Esel jubilieren ohne Unterlass.

Neben den Weihnachtsfesttagen kann ich bald auch persönlich 3 besondere Tage feiern. An Weihnachten vor 60 Jahren wurde ich im Russikum in Rom vom russischen Bischof Evreinoff zum Priester geweiht. Am 2. Jänner vor 86 Jahren wurde ich am Oberen- Bürgle in Dornbirn geboren. An Dreikönig jährt sich meine Taufe zum 86. Mal und meine Primiz im byzantinischen Ritus im Hatlerdorf zum 60. Mal.

Euch allen eine frohe Advents- und Weihnachtszeit!

Helmut


Halbsynodaler Weg

Die deutschen Bischöfe wollten einen echt synodalen Weg, auf dem Kleriker und Laien (Männer und Frauen) auf Augenhöhe beraten und miteinander abstimmen. Doch das rief den Widerstand von einigen Bischöfen, von Rom und von Kirchenrechtlern hervor. Wie sollte also die Bischofskonferenz mit dem Zentralkomitee deutscher Katholiken (ZdK) weiter gehen? Die Bischöfe fanden tatsächlich eine Zwischenlösung, eine Art klerikale Zauberformel. Am synodalen Weg können sich die 69 Bischöfe, 69 Mitglieder des ZdK und 82 andere beteiligen. Bei den Abstimmungen braucht es eine doppelte 2/3-Mehrheit: die aller Mitglieder und die der Bischöfe. Die Beschlüsse schaffen kein Recht, d.h. die Umsetzung bleibt jedem Bischof freigestellt. Und was die Gesamtkirche betrifft, wird nach Rom weitergeleitet. Mit einem Wort: Bischöfe und Laien beraten wirklich miteinander. Sie stimmen auch gemeinsam ab, aber die Entscheidung bleibt doch bei den Bischöfen und bei Rom, das heißt beim Klerus. Und die Letztentscheidung, was die Umsetzung betrifft, bleibt beim einzelnen Bischof und bei Rom. Mit Erneuerungsprozessen, bei denen trotz Mitsprache des Kirchenvolkes alle Entscheidungen bei den Bischöfen und Rom lagen, haben die Katholiken in Deutschland und Österreich in der Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Der halbsynodale entpuppt sich als pseudosynodaler Weg. Ergebnisarmut und große Enttäuschungen sind vorprogrammiert. Lässt sich daran noch etwas ändern? Gegen alle Hoffnungslosigkeit hoffe ich es!

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Dezember-Nummer 2019 von Kirche In)

Zu sesshaft geworden

Niemand weiß, wie der christliche Glaube der Zukunft ausschauen wird. Doch Bischof Glettler von Innsbruck glaubt, sagen zu können: „Mit Sicherheit wird ein Glaube, der seine Relevanz für die zukünftige Gesellschaft bewahren wird, einerseits mystischer und zugleich auch politischer sein.“ Bischof Glettler unterscheidet also im Glauben zwei sich gegenseitig ergänzende Dimensionen, eine stabilisierende und eine dynamische, eine Beheimatung und einen Aufbruch. Quer durch die Religionen wüssten sich Glaubende „in einer inneren Verbundenheit bei Gott beheimatet.“ Doch Glettler hofft, dass die Weg-Dynamik der ersten Christen und Abrahams zukünftig „ein Markenzeichen christlicher Spiritualität“ sein werde. Nur im Aufbruch bleibt der Glaube „lebendig, dynamisch, bereit für Überraschungen und Zumutungen“. „Wir sind heute zu sesshaft geworden“ und gebärden uns wie „Besitzstandverteidiger“. „In der Radikalität des Loslassens gibt es etwas, das den Lebensnerv unserer Zeit berührt“. Wo es Not, Krieg, Ungerechtigkeit, u.s.w. gibt, bleibt christlicher Glaube nicht passiv oder sich auf’s Spirituelle beschränkend, sondern „greift ein, immer solidarisch, in größtmöglicher Verbundenheit besonders mit jenen, die vom Leben gezeichnet sind“. Wir wissen nicht wirklich, wie zukünftige Generationen glauben werden, aber wir dürfen hoffen, dass sie (und wir) diese Visionen von Bischof Grettler wenigstens ansatzweise verwirklichen werden.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der November-Nummer 2019 von Kirche In)

Frauen-Petition

Catholic Women Religious Superiors Should Vote at the Pan-Amazonian Synod

hier mehr erfahren und die Petition unterstützen

Frauenemanzipation in der Kirche

Eine der wohl schwersten Hypotheken der katholischen Kirche besteht darin, über Jahrhunderte, ja Jahrtausende die eine Hälfte der Menschen – die Frauen – diskriminiert zu haben und weiterhin zu diskriminieren. Wie kann diese Fehlentwicklung überwunden werden? Heute gibt es zwei Bewegungen, die dies versuchen. Die ältere dieser Bewegungen bemüht sich um eine Gleichstellung der Frauen auf allen Gebieten und Ebenen. Sie stößt sich vor allem daran, dass laut kirchlichem Gesetzbuch nur ein Mann gültig geweiht werden kann. Da diese Position auf einer sehr alten, aber sehr einseitigen Tradition gründet, kann sie mit Argumenten des Intellekts, der Bibel , der umfassenden Tradition und der Menschenrechte relativ leicht widerlegt werden. Voraussichtlich wird es noch lange dauern, aber eines Tages wird die Kirche nicht mehr anders können, als nachzugeben und die Frauenordination einzuführen.
Die jüngere Bewegung hat entdeckt, dass Jesus gar keine Priester wollte und plädiert daher für eine Gemeinde- und Diözesan-Leitung ohne Weihe. Bei einem Wegfall der Weihe ergibt sich die Gleichstellung der Frauen und Männer mit einigem guten Willen nach und nach „beinahe von selbst“. Zwei Wege, die beide zur Emanzipation der Frauen in der Kirche führen.
Der erste Weg führt jedoch nur zum Ziel, wenn die Weihe von Frauen und Männern von ihrem jetzigen klerikalen Charakter befreit wird.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Oktober-Nummer 2019 von Kirche In)

Hurra, die Zölibatsfrage ist gelöst!!

Nicht seit Jahrzehnten, sondern seit Jahrhunderten wird die Zölibatsfrage in der katholischen Kirche erfolglos diskutiert. Die einen sagen: Das Schlimme ist, dass der Zölibat nicht freiwillig ist. Die andern behaupten immer wieder: Er ist freiwillig. Und die Bischöfe behaupten immer von neuem: Diese Frage kann nur im Einvernehmen mit der ganzen Weltkirche gelöst werden. Dieses Einvernehmen wird es bis zum Jüngsten Tag nicht geben. Fazit: Die Frage scheint unlösbar.

Dagegen behaupte ich: Ohne nennenswerte Schwierigkeiten ist sie sofort weltweit lösbar. Wie?

1. Am an den Priesterberuf gekoppelten Zölibat kann die Kirche nicht mehr länger festhalten, da erwiesen ist, dass dieser kriminelle Handlungen wie den spirituellen und sexuellen Missbrauch von Minderjährigen (in hunderten von Fällen) begünstigt hat

2. Die frei gewählte Ehelosigkeit kann niemand verbieten, auch die Kirche nicht. Jesus spricht von Eunuchen um des Himmelreiches willen. Zölibat als Charisma wird es also immer geben.

3. Somit bleibt der Kirche als einzige brauchbare Lösung, nur die Freistellung des Zölibats für alle.

4. Wenn es nur eine wirkliche Lösung gibt, kann jede Lokalkirche diese ergreifen ohne auf jemand anderen warten zu müssen.

5. Ich bin überzeugt, dass (wie einst die Muttersprache in der Liturgie) dieses gute Beispiel schnellstens von vielen andern, ja bald wohl von allen Lokalkirchen nachgeahmt wird.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in Wir-sind-Kirche, Septembernummer 2019)

Wie würde Jesus heute oder morgen handeln?

Die Sufis und die Aleviten gelten als die nach außen offensten Muslime. Ich kenne einen Aleviten und seine Familie. Sein 8-jähriger Sohn erhält alevitischen Religionsunterricht. Da er jedoch die Schule in einem katholischen Kloster besucht, nimmt er auch am katholischen Religionsunterricht teil. In diesem Zusammenhang war er auch einmal bei einer katholischen Eucharistiefeier dabei. Als er von dort zurück kam, war er ziemlich verstört und klagte seinem Vater: Die verweigerten mir das „Altarbrot“. Er wusste nicht genau, worum es ging, er wusste auch nicht, dass die Katholiken dieses Brot Hostie nennen und an die Gegenwart Jesu in diesem Brot glauben. Aber eines hatte er sehr gut verstanden und erlebt: Wenn die mir das „Altarbrot“ nicht geben, so schließen sie mich damit aus ihrer Gemeinschaft aus. Sie sagen mir damit: Du gehörst nicht zu uns. Umgekehrt: Hätten sie mir dieses Brot gegeben, so hätte das geheißen: Du gehörst zu uns. Du hast, so wie du bist, Platz in unserer Gemeinschaft. Wie würde Jesus in diesem Falle heute oder morgen handeln? Wir wissen es nicht, aber es gibt Indizien. Jesus hat die grenzenlose Liebe Gottes und das ebenso grenzenlose Reich Gottes gepredigt und gelebt. Warum glauben wir, Anwesende ausgrenzen zu dürfen oder zu müssen? Können wir uns dabei tatsächlich auf Jesus berufen?

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht September-Nummer 2019 von Kirche In)

Ohne Ausstieg kein Aufstieg

Die Brennpunkte der amtlichen Autorität liegen in der katholischen Kirche im Konzil, beim Papst und bei den einzelnen Bischöfen. Beschlüsse von Konzilien waren von jeher dogmatisch, für alle Katholiken verbindlich. Das Zweite Vatikanische Konzil war pastoral, nicht dogmatisch und das gilt wohl für alle zukünftigen Konzilien. Seit dem Ersten Vatikanum(1870) wurden die Päpste bei bestimmten Aussagen als unfehlbar betrachtet. Papst Franziskus nannte nichts von dem, was er sagte, schrieb und tat, unfehlbar. Und die Päpste können wohl nie mehr zur alten Ordnung zurück. Die einzelnen Bischöfe können die Kirche als Ganze nicht reformieren. Dass sie alle ohne Ausnahme in einem bestimmten Punkt mit dem Papst völlig übereinstimmen, ist höchst unwahrscheinlich. In der Ordnung des Unfehlbaren gibt es also kein Weiterkommen mehr. Daher gilt: Kein Aufstieg ohne Ausstieg.
Wir brauchen eine Kirche mit Konzilien, auf denen nicht nur Papst und Bischöfe, sondern die ganze Kirche das Sagen hat. Wir brauchen Päpste, die weder allein noch mit den Bischöfen zusammen, sondern mit der Gesamtheit der Gläubigen um die Wahrheit ringen. Wir brauchen Leiterinnen und Leiter, die sich bewusst sind, dass sie in Jesus, mit allen andern auf Augenhöhe stehen und agieren müssen. Wir brauchen eine Kirchenordnung, in der niemand erniedrigt wird. „Ihr alle seid Brüder (und Schwestern“).Und ihr alle seid gottbegnadete Menschen.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der August-Nummer 2019 von Kirche In)

Hoffen gegen die Hoffnung

Aus verschiedenen Gründen setzen viele in der katholischen Kirche eine außergewöhnlich große Hoffnung auf die Amazonas-Synode im kommenden Oktober. Ich glaube, dass erreicht werden wird, dass auch verheiratete Männer, zumindest in bestimmten Gegenden, Priester werden können. Doch das ist mir zu wenig. Wir brauchen unbedingt die Gleichstellung der Frauen mit den Männern. Es ist eine Katastrophe, wenn das noch weiter hinausgeschoben wird. Das weiß auch Bischof Erwin Kräutler (79), der bei der Amazonas–Synode eine große Rolle spielen wird. Er sagt: Die Rolle der Frauen in der Seelsorge werde auf dieser Synode „hundertprozentig“ besprochen. „Ich kann mir unsere Kirche da drüben (im Amazonasgebiet) nicht vorstellen ohne Frauen.“ In seiner ehemaligen Diözese Xingu mit rund 800 Basisgemeinden, werden zwei Drittel von Frauen geleitet. “Meistens sind sie auch Lehrerinnen und übernehmen die Verantwortung für die Gemeinden. Sie leiten den Wortgottesdienst mit allem Drum und Dran.“ Kräutler meint, diese bereits bestehende „Gleichberechtigung“ der Frauen in Amazonien müsse in der pastoralen Arbeit berücksichtigt werden. Und doch werden sich im Oktober in Rom viele einflussreiche Männer (und leider wohl auch Frauen) dagegen wehren. Es bleibt uns also wieder einmal nur die Hoffnung gegen alle Hoffnung, die Hoffnung auf die Vernunft und den Heiligen Geist, der das Unmögliche möglich machen kann.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der Juli-Nummer 2019 von Kirche In)

Angst vor Spaltung

Wenn der Wunsch oder die Forderung nach der Frauenweihe geäußert wird, warnen viele auch fortschrittliche Gläubige und Hierarchen vor der Gefahr einer Spaltung. Diese Angst verhindert die notwendige Reform oder schiebt sie endlos hinaus. Die Folge ist, dass sich die Frauen in großer Zahl von der Kirche äußerlich oder innerlich verabschieden und die Reform, wenn sie endlich kommt, kaum mehr etwas nützt. Hier ist ein Umdenken nötig. In der Kirchengeschichte ist es durchaus normal, dass es bei den verschiedenen wichtigen Entscheidungen Abspaltungen gegeben hat. So schlimm ist das nicht. Die Kirche kann nicht immer auf die Letzten warten, auch wenn das viele sind. Jede Reform soll dann kommen, wenn ihr Kairos gekommen ist. Und dieser scheint für die Frauenordination jetzt gekommen zu sein oder schon dem Ende zuzugehen. Jesus fragte einmal sogar seine engsten Mitarbeiter, die Apostel: Wollt auch ihr gehen? Wenn klar ist, dass etwas von Jesus eindeutig gefordert wird, dann sollte es ohne Angst verwirklicht werden. Den Priestermangel zu beheben, ist eine wichtige, aber zweitrangige Angelegenheit, wenn es um die Frage der Weihe von Frauen geht. In erster Linie geht es um die Gleichwertigkeit aller Menschen unabhängig vom Geschlecht und andern Unterschieden. Diese Gleichwertigkeit hat uns Jesus klar vorgelebt. In dieser Hinsicht war er seiner Zeit weit voraus. Es ist eine Frage der Gerechtigkeit und der Liebe zu allen Menschen trotz ihrer Verschiedenheit.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der Juni-Nummer 2019 von Wir-sind-Kirche Österreich.)

Aus der Beilage „100 Jahre russmedia“ zu den Vorarlberger Nachrichten vom 29.6.20019

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Opfer und Täter

Immer wenn es bei einem Verbrechen um Opfer und Täter geht, haben wir die Tendenz, einerseits die Opfer zu bemitleiden und ihnen helfen zu wollen und andererseits die Täter streng zu bestrafen. Sexuellen und/oder autoritären Missbrauch von Minderjährigen stufen wir zu Recht als besonders abscheuliches Verbrechen ein, mehr noch, wenn es von kirchlichen Amtsträgern begangen wurde. Kein Wunder, dass sich auch die Kirche einem solchen Megatrend unterwirft. Und doch hat uns Jesus etwas anderes gelehrt. Er gebietet uns: Richtet nicht, denn ihr alle seid sündige Menschen, wenn auch nicht in derselben Art. In christlicher Sicht muss nach einem schweren Verbrechen zweierlei geschehen: 1. Den Tätern und der Gesellschaft muss das ganze Unrecht der Tat bewusst gemacht werden. 2. Den Opfern, aber auch den Tätern soll in der bestmöglichen Art geholfen werden. Dabei haben die Opfer den Vorrang, weil sie in der Position der Schwächeren sind. Wie ist es möglich, beides ohne Richten und Bestrafen zu erreichen? Da ist nun unsere Kreativität gefragt, denn wir befinden uns auf Neuland. Die südafrikanische „Wahrheitskommission“ zeigt eine Möglichkeit auf: Wer seine Schuld öffentlich bekennt und bereut, wird nicht bestraft. Das gilt gleichermaßen für Weiße und Schwarze.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Juni-Nummer 2019 von Kirche In)

Kirchenstreik der Frauen

Eine Woche lang, vom 11.-18. Mai, wollen Frauen in Deutschland (Münster), der Schweiz (katholischer Frauenverband) und vielleicht auch in Österreich dort bleiben, wo sie von der katholischen Kirche seit Jahrtausenden gehalten werden, nämlich draußen. Die Münsteranerinnen wollen mit ihrer Aktionswoche nur „sichtbar machen, was schon ist: nämlich dass wir draußen sind, keinerlei Entscheidungsmacht haben und nicht auf Augenhöhe mit den Männern unsere Anliegen zur Veränderung der Kirche einbringen können.“ Der Streik de Frauen richtet sich natürlich nicht gegen Gott oder Christus oder die vielen engagierten Priester - im Gegenteil. In einem Offenen Brief an den Papst erklären die Frauen ihre Beweggründe: klerikaler Missbrauch, Ausgrenzung der Frauen und Pflichtzölibat. In der besagten Woche werden die streikenden Frauen keine Kirche betreten und keinen Dienst tun. Sie werden auf den Kirchenplätzen mit weißen Tüchern als Symbol für den Neuanfang Stellung beziehen, dort Gottesdienste feiern, beten und singen. Auch Männer sind eingeladen, sich den Frauen auf den Kirchenplätzen anzuschließen.

Die Aktion läuft unter dem Namen Maria 2.0.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Mai-Nummer 2019 von Kirche In.)

Je mehr Menschen die Petition unterstützen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Erfolg hat. Hier könnt ihr mehr über die Kampagne erfahren und unterzeichnen: >>> Link zur Kampagne

Frauen

Unglaublich. Seit es Menschen gibt, wissen diese, dass ungefähr die Hälfte von ihnen weiblich ist. Und vor 71 Jahren (1948) einigten sich die Menschen auf internationaler Ebene darauf, dass alle Menschen gleiche Rechte haben, ob männlich oder weiblich. Und trotzdem ist diese Maxime bis heute in der Arbeitswelt der real existierenden Gesellschaften dieser Erde bis heute nicht verwirklicht. Seit Jahrzehnten kämpfen viele Frauen um die Gleichberechtigung und sie haben auch schon viel erreicht, aber die volle Verwirklichung dieser Forderung steht immer noch aus.
Noch viel unglaublicher ist die Situation des christlichen Teiles der Menschheit. Jesus Christus hat die Gleichberechtigung aller Menschen ohne jeden Unterschied vor mehr als 2000 Jahren gepredigt und vorgelebt. Bis in die jüngste Zeit wurde seine diesbezügliche Botschaft von den leitenden Männern der christlichen Kirchen vehement geleugnet. Erst im letzten Jahrhundert begannen christliche Kirchen, eine nach der andern, gegen großen innerkirchlichen Widerstand den Frauen dieselben Rechte zu geben wie den Männern. Die katholische und die orthodoxe Kirche machen da bis heute partout nicht mit. Nach meiner Ansicht schreit dieses Faktum schon lange zum Himmel und muss so schnell wie irgend möglich geändert werden.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der April-Nummer 2019 von Kirche In)

Eucharistie und Kirche

Da die katholische Kirche nur männliche Kandidaten zu Priestern weiht und glaubt, dass den Vorsitz der Eucharistie nur ein Priester führen kann, ist sie unfähig, ihre heutigen Probleme diesbezüglich zu lösen. Deswegen ist es wichtig, zu betonen, dass diese zwei Einschränkungen von Jesus her nicht gelten. Von Jesus her wären sowohl der Priester- als auch der Eucharistiemangel der Gemeinden sowie bestimmte Fehler in der Struktur der Kirche relativ leicht zu beheben, da Folgendes möglich wäre:
  1. Die Gemeinden könnten den Bischöfen geeignete Personen, Frauen oder Männer aus ihrer Mitte, zur Weihe vorschlagen.
  2. Die Bischöfe könnten geeignete Frauen oder Männer aus den Gemeinden ohne Weihe beauftragen, in ihren Gemeinden der Eucharistie vorzustehen.
  3. Von Jesus her wäre wohl auch möglich, auf eine(n) geweihte(n) oder beauftragte(n) Vorsteher/in zu verzichten und die ganze Gemeinde als Feiernde zu sehen. Es gäbe dann eine Gruppe von Frauen, Männern, Jugendlichen und Kindern – vielleicht nicht immer dieselbe – die die Gestaltungselemente der Eucharistie unter sich aufteilen würde. Eine so gestaltete Eucharistie wäre eine anschauliche Miniatur einer synodalen Kirche, die der Gleichwertigkeit aller im Sinne Jesu am ehesten entspräche.
Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der April-Nummer 2019 von Wir-sind-Kirche)


Nach über 1000 Jahren Geduld steiken die Frauen.

Vom 11.-18. Mai 2019 gibt es angesichts der dramatischen Lage unserer Kirche eine Woche des Kirchenstreiks der katholischen Frauen. Wem die Idee gefällt, der möge sie weiter verbreiten und evtl. mitmachen.

Näheres bei https://religion.orf.at/m/stories/2967883/

Name der Aktion Maria 2.0.
Viel Spaß, viel Ernst und viel neuen Mut sowie viel neue Ausdauer!
Helmut


Über die Gesetzeslage hinaus

Die deutschen Bischöfe oder zumindest ihr Vorsitzender, Kardinal Marx, scheinen verstanden zu haben, dass nun kein Weg mehr daran vorbeiführt, auch strukturelle Änderungen in der katholischen Kirche vorzunehmen. Es handelt sich um den Zölibat und um die Machtverteilung bzw. die Handhabe der Macht. Kann eine nationale Synode daran etwas ändern? Kaum oder gar nicht nach der jetzigen Gesetzeslage. Der Kardinal nennt den geplanten synodalen Weg „verbindlich“. Kann eine Nationalsynode für die einzelnen Bischöfe verbindliche Entscheidungen treffen? Nach der jetzigen Gesetzeslage nicht. Wer sich also vom „verbindlichen synodalen Weg“ der deutschen Bischofskonferenz etwas Brauchbares erwartet, muss annehmen, dass dieser synodale Weg über die jetzige Gesetzeslage hinausgehen und mehr verbindlich entscheiden will als er eigentlich darf. Aus irgendeinem Grunde sind die deutschen Bischöfe in der Jetztsituation der Ansicht, so ein über das bestehende Gesetz hinausgehender Plan sei möglich und sinnvoll, ja notwendig. Im Falle, dass Rom sich dagegenstellt, müssten die deutschen Bischöfe standhaft bleiben und für das Scheitern nicht die Ausrede verwenden: Wir wollten ja, aber Rom hat uns daran gehindert.

28.3.2019 Pfr. Helmut Rohner, Dornbirn


Wichtige Akzente

Immer wieder fragen sich kirchlich engagierte Gläubige, was denn unsere kirchliche Arbeit hauptsächlich kennzeichnen sollte. Im Folgenden sollen vier wichtige Akzente kirchlicher Arbeit aufgelistet werden.
1. Name. Gott ruft jeden/jede beim eigenen Namen. Jedem Individuum soll geholfen werden, sich in seiner Einmaligkeit und Eigenart möglichst selbstständig und voll zu entfalten.
2. Gemeinschaft. Auf dem Wege zum Reiche Gottes brauchen wir einander als Weggemeinschaft. Gemeinschaft in ihren verschiedenen Formen soll gefördert, gepflegt und entfaltet werden. Ihre positiven Möglichkeiten sollen möglichst voll ausgeschöpft werden.
3. Randgruppen. Gott ruft uns an die Seite der Benachteiligten. Ihnen sollen wir durch solidarisches Denken und Handeln helfen, ein selbstbestimmtes und freies Leben gegen alle Widerstände zu erringen. Unsere Leitlinie soll die Vorliebe Gottes für die Schwachen sein. Zur Freiheit hat Gott auch sie berufen.
4. Hinhören. Hinhören auf die „erste und zweite Bibel“. Hinhören auf die Offenbarung Gottes in der Hl. Schrift und in den „Zeichen der Zeit“ in unserm Leben (z.B. Geschwisterlichkeit statt Brüderlichkeit, Solidarität in der Nähe und in der Ferne, Offenheit für Fremde und Fremdes, Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, interkonfessioneller, interreligiöser und interkultureller Dialog, Einüben der Gewaltfreiheit, usw.).

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der März-Nummer 2019 von Kirche In)


Kein zweiter Segen?

Meine Nichte Brigitte J. lernte einen Mann kennen, der schon einmal verheiratet war und aus der Kirche ausgetreten war. Während der Bekanntschaft, begleitet von Pfr. Elmar S. kehrte er wieder zur Kirche zurück. Die beiden baten den Pfarrer, mit ihnen keine Eheschließung, sondern einen Segensgottesdienst zu feiern. Elmar S. wählte als Bibeltext Gen 21,30 ff. Jakob stiehlt dem Esau den Erstgeburtssegen des Vaters Isaak. Da sagt Esau zu Isaak: „Hattest du denn nur einen Segen? Segne auch mich, Vater.“ Isaak glaubt, sich genau an die Tradition halten zu müssen, doch schließlich gibt er ein bisschen nach: „Deinem Bruder wirst du dienen. Doch hältst du durch, so streifst du ab sein Joch von deinem Nacken.“ Pfr. Elmar S. stellte die Frage: „Dürfen wir nicht auch die Kirche fragen: Hast du keinen zweiten Segen?“Jesus gibt jedem die Chance eines Neubeginns. Für ihn gibt es keine Situation, in der nicht ein solcher Neubeginn möglich ist. Zum großen Ärger der Schriftgelehrten und Pharisäer verlangt er dabei keine Buße. Oft sagt er zu dem oder der Betroffenen: Dein Glaube hat dir geholfen.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Februar-Nummer 2019 von Kirche In)


Da fehlt noch einiges

„Jugend und gelebte Synodalität“, so überschreiben die katholischen Bischöfe Österreichs ihre Stellungnahme zur Jugendsynode nach dem Ereignis. Es freut mich, dass die Bischöfe darin all die Fortschritte in Bezug auf Aufeinander Hören und Miteinander Reden, die es vor, während und nach der Jugendsynode zwischen Bischöfen und Jugendlichen gab , aufzählen. Doch es entsteht der Eindruck: Bischöfe und Jugendliche leben in uneingeschränkter Harmonie, bereits jetzt völlig synodal. Dass dem nicht so ist, weiß wohl jeder und jede von uns.
Da Synode „Gemeinsamer Weg“ der ganzen Kirche bedeutet, verdient eigentlich eine Bischofssynode ohne Mitsprache des Kirchenvolkes diesen Namen nicht. Mitsprache bedeutet mehr als Gehörtwerden und Mitreden dürfen. Erst wenn bei einer Familiensynode die Vertreter der Familien, bei einer Jugendsynode die Jugendlichen und bei einer Frauensynode die Frauen in den sie selbst betreffenden Fragen den Ton angeben, verdienen diese Versammlungen den Namen, den wir ihnen heute schon geben.
Im erwähnten Dokument sagen die Bischöfe: „Wenn Gleichaltrige ihren Glauben leben und Orientierung geben, dann ist das viel überzeugender, als wenn die Kirche spricht.“ Dieser Satz verrät das hierarchische Kirchenbild vieler Bischöfe. Kirche sind für sie nicht die Jugendlichen, sondern die Amtsträger.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Jänner-Nummer 2019 von Kirche In)


Frauen-Enzyklika oder Frauen-Synode?

Die katholische Sozialethikerin Ingeborg Gabriel wünscht sich eine päpstliche Frauen-Enzyklika und glaubt, das sei das Beste, was der Kirche jetzt passieren könne. Ihre konkreten Vorschläge für diese Enzyklika sind sehr einladend und bedenkenswert. Trotzdem ist zu fragen, ob eine so einfache Lösung für eine so komplizierte Frage wirklich das Beste wäre. Ich glaube nicht. Papst Franziskus hat eine wunderbare Enzyklika zu den Umwelt- oder Mitweltfragen geschrieben und sich dabei vorbildlich von kompetenten Menschen helfen lassen. Doch er ist auch Feuer und Flamme für dieses Thema. Es ist jedoch nicht klar, wie sehr ihm die Frauenfrage am Herzen liegt und ob er nicht mit vielen andern fürchtet, dass dieses Thema eine Kirchenspaltung hervorrufen würde oder könnte. Vielleicht ist er auch in Fragen, die die Frauen und die Kirche betreffen nicht auf dem neuesten Stand der Entwicklung. Die Jugendsynode 2018 brachte bei der direkten Beteiligung der Betroffenen, jedenfalls vor und nach der eigentlichen Synode, Fortschritte. Die Frauen sollten deshalb bei ihrer Synode stark darauf drängen, dass eine große Zahl von ihnen nicht nur mitreden darf, sondern auch stimmberechtigt sein wird. Wenn die katholische Kirche nicht auch die Frauen noch verlieren will, ist es höchste Zeit für so eine Frauensynode. Das Abschlussdokument der Frauensynode sollte nicht vom Papst allein, sondern von einer gemischten Kommission verfasst werden, und zwar so, dass es von vornherein Platz lassen würde, um zukünftige Entwicklungen ergänzend oder auch abändernd einarbeiten zu können. Ein Dokument, das in die Zukunft weist und mit der Dynamik dieser Zukunft rechnet.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der Nr. 100 –Dezember 2018 von „Wir sind Kirche“- Österrreich)


Märtyrer ungerechter Strukturen

Erzbischof Oscar Romero wurde in El Salvador zum Volkshelden und in der Kirche selig- und heiliggesprochen. Er wurde so zur Symbolfigur und zum Märtyrer des Einsatzes für Gerechtigkeit. Bis dahin war es für die Kirche ein langer Weg. Zuerst galt nur der als „Märtyrer“, als Blutzeuge für Gott, der sein Leben für seinen Glauben hingab. Doch die Lateinamerikanischen Völker nannten auch Verteidiger der Gerechtigkeit Märtyrer. Die Befreiungstheologie stellte klar, dass die in den Strukturen der Gesellschaft versteckte Ungerechtigkeit und Ausbeutung, d.h. die sozialpolitische Ungerechtigkeit schlimmer ist als die Ungerechtigkeit, die Individuen sich antun. Schließlich entdeckten Menschen wie Leonardo Boff, Erwin Kräutler und Papst Franziskus, dass die Ausbeutung des Menschen und der Natur oder Schöpfung zwei Seiten einer Medaille sind. Damit stehen wir heute vor der Erkenntnis, dass der Einsatz für den Menschen und die Schöpfung für uns Christen ein Zeugnis für Gott, ein Zeugnis für unsern Glauben bedeutet. Es gibt somit „Märtyrer“ und „Bekenner“ des Glaubens, der Gerechtigkeit und der Verantwortung für die (ganze) Schöpfung.
Ausschlaggebend für den Märtyrertod von Oscar Romero war sein Aufruf an die Soldaten, keinen Kadavergehorsam mehr zu leisten.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der Dezember-Nummer von Kirche In)


Eine Übergangslösung

Synode bedeutet „Gemeinsamer Weg“. In den Anfängen bemühte sich die Kirche um einen von allen Mitgliedern gemeinsam erarbeiteten Weg. Später schrieben in der katholischen Kirche die Geweihten und noch später beinahe allein der Papst dem Kirchenvolk vor, welchen Weg es zu gehen habe. Die Bischöfe hatten wenig und das Volk beinahe gar keinen Einfluss mehr darauf.
Erst nach dem Konzil stellen wir zwei Schritte fest, die uns wieder zum gemeinsam erarbeiteten Weg zurückführen können. Den ersten Schritt tat Paul VI. Er führte die Bischofsynode ein und wertete die Bischöfe auf. Den zweiten Schritt vollzog Papst Franziskus. Auch ihm ging es um die bewusstere Verantwortung der Bischöfe, aber noch mehr um ein stärkeres Hören auf das Kirchenvolk. Dieses soll bei der Vorbereitung und bei der Umsetzung der Synoden unbedingt stärker einbezogen werden.
Doch auch nach Franziskus reden und entscheiden auf der Synode beinahe allein die Bischöfe. Das ist eine Zwischenlösung. Es braucht noch einen dritten Schritt: Der gemeinsame Weg darf nicht von den Bischöfen, sondern muss von allen Gläubigen gemeinsam erarbeitet werden. Das Volk muss nicht nur gehört werden, sondern es muss auch entsprechend seinen eigenen Möglichkeiten mitreden und mitbestimmen können.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der November-Nummer 2018 von KIRCHE IN)


Mein Kirchenbild

Auf 1000 m Höhe, auf dem Bödele oberhalb von Dornbirn gibt es ein Hochmoor, das Foramoos.
Dort gibt es eine spektakuläre Quelle. (Siehe Bild). Ich habe an dieser Quelle 2 Kinder unserer Basisgruppe getauft. Dabei erklärte ich: Das ist das Bild, das ich mir mit der Zeit von der Kirche gemacht habe. In so eine Kirche möchte ich die Kinder oder Erwachsenen gerne taufen. (Offiziell hieß es: Taufe nur in einer Kirche oder Kapelle. Doch Jesus selbst ließ sich in freier Natur im Jordan taufen. In Freiheit, nicht eingemauert. Ganz falsch kann es also nicht sein.)
Mein Kirchenbild entstand so: Offene Fenster und Türen genügen nicht. Papst Johannes öffnete die Fenster, andere haben sie wieder zugemacht, ja sogar zugemauert. Die Kirche darf also keine Wände haben. Nur ein Dach für viele Gruppierungen/Kirchen/Religionen. Doch dann dachte ich: Das Dach behindert die Herabkunft des Hl. Geistes (wie das oft auch die Mitra der Bischöfe tut). Also auch kein Dach. Und trotzdem ein beonderer, ein heiliger Raum. Offen (ohne Grenzen wie das Reich Gottes) und doch geschützt, wie die Waldlichtung und in ihr die Quelle. Ein Ort, wo der Mensch ganz spontan zu meditieren beginnt und ungern von dort weggeht. Ein vom Geist erfüllter Ort, der die Besucher durch den Geist in seinen Bann zieht und sie begeistert von dannen ziehen läßt, um andere zu begeistern.

Helmut Rohner



In der Foramoosquelle sprudelt immer wieder an andern Stellen Gas und Wasser aus der Erde. Endlich ein Ort, wo der Geist von oben und unten kommt!

Näher am Leben

Das Apostolische Glaubensbekenntnis soll sicher im Gedächtnis der Christen erhalten bleiben. Aber es den heutigen Kirchenbesuchern, die z.T. große Schwierigkeiten damit haben, jeden Sonntag zuzumuten, ist wohl nicht ganz das Richtige. Viele von uns sehnen sich nach Formulierungen unseres Glaubens, die näher an unserem Leben, zeitgemäßer und abwechslungsreicher sind. Warum also soll nicht der PGR, der PKR, der Missionskreis oder die Bibelrunde unserer Pfarre ein Credo für den Sonntagsgottesdienst zusammenstellen? Warum nicht eine Schulklasse? Warum nicht die Frauen und die Männer separat? Könnte man nicht alle Generationen eigens zu Wort kommen lassen? Auch nach bestimmten Themen könnte man sich ausrichten: Unser Glaube an den Gott der Liebe, der Barmherzigkeit, der Lebendigkeit, usw. Mit einem Credo aus Latein-Amerika, Afrika oder Asien könnte man den Horizont erweitern. Ebenso mit einem Bekenntnis von Karl Rahner, Dorothee Sölle und andern großen christlichen Persönlichkeiten. Ich kannte einen Steyler Pater, der allen riet: Schreib doch dein eigenes Glaubensbekenntnis. Überlege, was für dich persönlich an deinem Glauben wirklich wichtig ist.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der Oktober-Nummer von Kirche In)


Priesterliche Oma

Frau Sieglinde Fitz-Grabher (Jg 1925) aus Lustenau/Vbg. hat 5 Töchter, 13 Enkel und 22 Urenkel und von ihnen allen weiß sie auswendig den Geburtstag. Sieglinde weiß auch, wie die katholische Kirche den Priestermangel beheben könnte. Sie ist überzeugt, dass für Jesus Frauen alles können, was Männer können. Sie glaubt auch, dass wir alle priesterliche Menschen sein können. Die heutigen Priester mit übergroßen oder mehreren Pfarreien können ihre Gläubigen im alltäglichen Leben nicht mehr begleiten. Es sind einfach zu viele. Menschliche Nähe ist aber für die Seelsorge oder besser Heilssorge notwendig. Deshalb kann unter Umständen eine Oma an ihren Kindern und Enkeln manchmal besser priesterliche Dienste übernehmen, als das ein beamteter Priester könnte. Aus dieser Haltung heraus handelte Sieglinde, deren Enkel und Urenkel z. T. aus der Kirche ausgetreten sind, als sie 2013 vorschlug, mit ihnen ein österliches „Brotbrechen“ und 2018 die Einweihung des Hauses von Enkel Markus zu feiern. Alle waren mit Begeisterung dabei und erlebten etwas Unvergessliches. Wer die Texte der zwei Gottes- und Menschendienste kennt, wundert sich nicht darüber. Die Texte finden Sie auf der Seite „Aktuelles“ von www.helmut-theodor-rohner.eu

zum Text "Hauseinweihe"
zum Text "Unvergessliche Hauskirche in Vorarlberg"

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der September –Nummer 2018 von Kirche In)


Die ideale Kirche gibt es nicht

Eigentlich ist es eine Binsenwahrheit: Keine Kirche kann vollkommen sein. Sie besteht ja aus lauter unvollkommenen Menschen. Die einzelnen Mitglieder und auch die Organisation der Kirche entsprechen in keinem Augenblick der Geschichte in allem dem, was Jesus Christus wollte. Das sollten die Kirchen selber eingestehen, tun es aber meistens nicht. Doch wie soll sich der einzelne Gläubige dazu verhalten? Gläubige können an der Kirche verzweifeln und austreten. Entgegen dem Argument, Kirchen könnten nur von innen beeinflusst werden, ist dies doch auch von außen möglich. Man denke nur an die Veränderungen der katholischen Kirche seit der Aufklärung. Die Impulse zur Heutig-Werdung der Kirche kamen zum Großteil zunächst von außen. Freilich wären sie nicht wirksam geworden, wären sie nicht allmählich von innen übernommen worden.
Trotzdem halte ich es für besser, nicht auszutreten, sondern zu bleiben und im Geiste Jesu um die nötige Erneuerung - evtl. sogar mit endlos langem Atem - zu kämpfen. Im Moment möchte ich diesen Rat besonders den Frauen in der katholischen Kirche geben. Bitte geht nicht enttäuscht weg und lasst uns nicht allein auch in unserm Bemühen um die von Jesus bezeugte Gleichstellung der Frauen mit den Männern und der Verheirateten mit den Unverheirateten!!

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der August-Nummer 2018 von Kirche In)


Gerda Rosenauer, 31.7.2018

Sie starb ganz friedlich am Montag, den 30.7.18.

11 Tage früher, am 19.7. rief sie mich an und bat mich, etwas mitzubringen. Ich verstand nicht was und fragte nach. Doch meine Frage verstand sie wieder nicht. Sie sagte, der Besuch müsse kurz sein, denn sie sei schwach. Ich ging also hin und nahm ein Brot und eine Flasche Wein mit. Sie wollte die Kommunion und so zelebrierte ich eine Mini-Messe in 10 Minuten. Ich mache es lieber so (wie die Evangelischen) als eine konsekrierte Hostie aus dem Tabernakel zu holen. Dann sagte ich: „Jetzt bekommst du noch einen Segen von mir.“ Sie antwortete: „Und du von mir auch.“
Gerda wollte dann doch noch, dass ich etwas länger bleibe und sagte mir unter anderem, sie wolle ihren nächsten Geburtstag am 1.8. nicht mehr erleben. Ich dachte: So auf Knopfdruck sterben kann niemand, denn sie war noch nicht bettlägerig und ging täglich mit ihrem Hund über zwei hohe Treppen auf die Straße und zurück. Ich sagte jedoch nichts. Am Freitag, den 27.7. kam Gerda in das Hospiz in die Mehrerau. Am darauffolgenden Tag besuchte ich sie dort. Sie wollte an dem Tag mit ihrer Tochter noch einmal ein Gläschen Wein trinken und tat es auch. Sie hatte noch viel Programm vor sich: 10 Strahlentherapien und 8 Chemotherapien. Das wurde ihr zu viel und sie sagte alles ab. Im nachhinein bekam sie doch wieder Gewissensbisse, ob sie nicht Gott ins Handwerk gepfuscht habe. Sie fragte daher mich, ob das eine Sünde sei oder nicht. Ich verneinte. Sie war ganz ruhig und gelassen. Sie sagte auch, sie fühle sich geborgen. „Hast du Öl bei dir?“ Ich hatte keines. Sie dachte scharf nach. „Irgendwo habe ich doch Öl.“ Schließlich salbte ich sie mit Schmerzöl. Den Umständen entsprechend nicht, damit sie wieder gesund werde, sondern dass Gott sie auf dem letzten Stück ihres Weges begleite und ihr dann einen guten Übergang von diesem zum andern Leben schenke. Eine zeitlang bat sie mich, ihre Hand zu halten. Sie bat mich, für sie zu beten, dass sie schnell sterben könne. Diesen Wunsch hatte sie schon öfters geäußert. Zwei Tage später starb sie tatsächlich. Noch zwei Tage vor dem 1. August.

So etwas habe ich noch nie erlebt in meinem langen Leben.

Helmut Rohner


Gerda Rosenauer, 2.8.2018

Am Sonntag, den 29.7. war Tochter Karin noch einmal bei Gerda. Sie brachte die Ahnen (Bilder) mit, doch die wollte Gerda nicht. 11/2 Seiten über das Sterben aus einem Buch eines großen Mannes wollte sie auch nicht hören. Sie wollte nur die Zusammenfassung des Textes. Die lautete: Beim Sterben öffnet sich ein Portal jedoch nur ganz kurz. Dann muss man schnell hindurch, ohne lang zu zögern oder zu grübeln. „Hast du verstanden?“ „Ja, alles.“ Am Montag, als Gerda ein paar Minuten allein war, fand sie dieses Portal und schlüpfte rasch hindurch - zum Erstaunen aller.

Karin wollte Pflegeurlaub nehmen und fragte das Personal im Hospiz, wann sie das tun solle. Diese meinten, das habe keine Eile, denn Leute, die sterben möchten, hätten sie oft. Doch so schnell gehe das nicht.

Karin freute sich riesig über meinen Text (s.o. 31.7.) und fragte: „Dürfen wir ihn vorlesen?“ „Den bringe ich noch Pfr. Schwab. Wenn der ihn nicht vorliest, dann lese ich ihn selber vor. Da reiß ich mich zusammen, dann geht das schon.“

Pfr. Josef Schwab war gerne bereit, meinen Text in seine Predigt einzuarbeiten.


Unlösbares Problem?

Nach Ansicht von sehr vielen, kann das Problem des Priestermangels nur gelöst werden, indem die Weihe von verheirateten Männern und Frauen erlaubt wird. Doch wer kann und will in der jetzigen katholischen Kirche diese Änderung vollziehen? Ein einzelner Bischof kann es nicht, eine einzelne Bischofskonferenz genau so wenig und der Papst hat schon mehrmals gezeigt, dass er nicht allein entscheiden will. So schreckt alle die Angst einer Kirchenspaltung, es bleibt stets beim Alten und die Seelsorge leidet großen Schaden. us ihres EnkelsGibt es wirklich keinen Ausweg? Ich sehe einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont. Im Jahre 2019 findet eine Amazonas-Synode statt. Diese könnte die Weihe von verheirateten Männern beschließen und der Papst könnte diesen Beschluss als zulässig auch für andere Regionen bestätigen. Die Lateinamerika-Kommission des Vatikans hat den Wunsch nach einer weltweiten Frauen-Synode geäußert. Diese könnte die Weichen für die Möglichkeit der Frauenweihe stellen. Die Hoffnung ist schwach, aber hoffentlich wird sie mit der Zeit stärker und wirkmächtig.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht in der Juli-Nummer von Kirche In)


„Jugendliche beißen nicht.“

Papst Franziskus plädiert für einen unverkrampften Dialog zwischen den Generationen und er spricht das auf seine eigene Art halb scherzend aus. "Jugendliche beißen nicht, man kann sich ihnen nähern". So geschehen bei einer Marienandacht in den Abruzzen. Zugleich ermunterte Franziskus junge Menschen dazu, ihre Meinung zu sagen. Dabei sollten sie jedoch darauf achten, Brücken zu bauen statt Mauern. Die Andacht war Teil der Vorbereitung auf die Jugendsynode im Oktober in Rom. Per Video zugeschaltet waren Jugendliche in Panama City, im russischen Nowosibirsk, in Irland und Taiwan. Mit Blick auf die Jugendsynode warnte der Papst noch einmal davor, über Jugendliche zu reden, anstatt sie selber sprechen zu lassen. Über ihren Enthusiasmus hinaus besäßen junge Menschen den Schlüssel zur Zukunft. Und auch wenn sie sich aus Unwissenheit mitunter irrten, sollten sie sich "nicht den Mund verbieten lassen", so Franziskus, "weder von ihren Eltern noch von Priestern oder Lehrern". Die Kirche und die Welt bräuchten die Jugend, um sich selber verjüngen zu können. In dieser Andacht brach Papst Franziskus wieder einige Lanzen für die heutigen Jugendlichen, von denen viele Erwachsene wenig erwarten.

Helmut T. Rohner
(Glosse für die Juni-Nummer von Wir-sind-Kirche)


Hauseinweihe

Die (katholische) Oma weiht das neue Haus ihres Enkels

Hauseinweihe, Lustenau 19. März 2018 (.pdf Datei - 50 kB)

Gottes Geist ist grenzenlose Weite

Aus heutiger Sicht stellen wir sogar bei Jesus eine bestimmte Enge fest: Er betont als Jude, der er ist und bleibt, dass seine Sendung sich auf das Judenvolk beschränke. In ein paar Ausnahmefällen hilft er auch Nichtjuden, doch die Erfahrung lebendigen, echten Glaubens außerhalb des Judenvolkes führt ihn nie zu dem Entschluss: Von jetzt an breite ich meine Arbeit auch auf die „Heidenvölker“ aus. Doch der Geist zeigt am Pfingstfest, dass die Botschaft Jesu von allen Völkern in „ihrer eigenen Sprache“ verstanden werden kann, d. h. ihnen allen zugänglich ist. Beim Apostelkonzil und anderen Ereignissen bezeugt der Geist, dass Gott auch „Unbeschnittene“ voll akzeptiert. Bleibt also nur noch eine wichtige Abgrenzung: die der christlichen von den nichtchristlichen Religionen. Heute spüren jedoch viele gebildete und ungebildete Christen verschiedener Konfessionen, dass der Geist auch diese Mauer niederreißen will. Gott ist nicht nur in allen Völkern und Nationen, sondern auch in allen Religionen am Werk. Und Jesus hat nicht eine neue Religion oder Kirche, sondern, wie er es nannte, das „Reich Gottes“ verkündet. Wenn alle sich in den Dienst des „Reiches Gottes“ stellen, so können alle Religionen sich auf Augenhöhe treffen und voneinander lernen.

Helmut T. Rohner
(Blitzlicht für die Juni-Nummer von Kirche In)


Ein prima Zweigespann

Der aus Vorarlberg stammende Bischof Erwin Kräutler ist zwar offiziell in Pension, aber sein Bund mit dem brasilianischen Volk besteht weiter. Er und Papst Franziskus sind seelenverwandt. Als Kräutler dem Papst von den Nöten des Amazonasbeckens erzählte, lud ihn dieser ein, ihm bei seiner geplanten Umwelt-Enzyklika zu helfen, was Dom Erwin gerne tat. Beide sehen das Umweltproblem ganzheitlich, d. h. für sie steht die Ausbeutung der Erde und ihrer Ressourcen in einem innern Zusammenhang mit der Ausbeutung der Mitmenschen und der Eingeborenen-Stämme. Beide befürworten sie eine Synode der Bischöfe des ganzen Amazonasgebietes. Bei seinem Besuch in Peru hat Papst Franziskus diese Synode, die 2019 stattfinden soll, bereits eröffnet. In Bezug auf die Erneuerung der Pastoral gab Franziskus Dom Erwin den Auftrag an die andern Bischöfe, mutige Vorschläge zu machen. Wie an vielen andern Orten besteht auch im Amazonasbecken ein Notstand in Bezug auf die Feier der Eucharistie. Die jetzigen Regeln der katholischen Kirche hindern die dortigen Basisgemeinden daran, sich regelmäßig am Tisch des Abendmahles zu nähren. Die Amazonassynode könnte für die Priesterweihe von verheirateten Männern stimmen und der Papst könnte der Synode den Rücken stärken, meint Prof. Zulehner optimistisch. Eine solche Lösung wäre allerdings nur der Anfang der notwendigen Änderung in diesem Punkt, denn die meisten Basisgemeinden am Amazonas werden, das weiß Bischof Kräutler allzu gut, nicht von Männern, sondern von Frauen geleitet.

Helmut Rohner, Dornbirn
(Glosse für die März-Nummer 2018 von Wir-sind-Kirche)


Liebe Kirche!

Wenn du auf mich hören würdest, würde ich dir anraten, noch einmal gründlich über deinen Ursprung nachzudenken. „Ich wurde von Jesus Christus gegründet“, sagst du ganz großspurig. So ganz stimmt das nicht. Jesus war ein Jude und wollte die jüdische Religion erneuern. Dazu hat er eine Bewegung mit einem aktiven Kern auf die Füße gestellt. Da Jesus wie viele seiner Zeitgenossen mit dem baldigen Ende dieser Welt rechnete, hat er sich nicht oder kaum um die zukünftige Organisation seiner Bewegung gekümmert. Aus dieser Jesusbewegung bist du, Kirche, entstanden.
Deshalb rate ich dir:
  1. Richte dich bitte immer wieder neu nach dem aus, was du von Jesus weißt.

  2. Sei dir bewusst, dass du in Bezug auf deine Organisation sehr frei bist, weil Jesus dafür praktisch nichts festgelegt hat. Du kannst z.B. frei entscheiden, ob du ein Kirchenrecht brauchst, ob du einen Papst, Bischöfe und Priester haben möchtest oder wie viele Handlungen du als Sakramente bezeichnest.

  3. Jesus hat die Frauen den Männern nicht nachgeordnet, sondern sie als gleichwertig behandelt. Im Geiste Jesu darfst du also die Frauen nicht wegen ihres Geschlechts von irgendetwas ausschließen.

  4. Die allermeisten der Apostel und Jünger Jesu waren verheiratet. Wie kommst du zu der Behauptung, um Priester oder Bischof zu werden, müsse ein Mann unverheiratet sein und bleiben?


Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Märznummer 2018 von Kirche In)


Jugend und Kirche

Zum ersten Mal stehen die Jugendlichen im Oktober dieses Jahres im Mittelpunkt einer Weltbischofssynode in Rom. Der österreichische Jugendbischof Stephan Turnovsky legt Wert darauf, dass wir die „Gunst der Stunde“ in den Diözesen und Pfarreien durch verstärkte geistliche Begleitung der Jugendlichen, durch „Jüngerschaftsschulen“ und österreichweit durch eine dynamisierende Großveranstaltung nützen. In der kirchlichen Jugendarbeit sei es das „Um und Auf, Inhalt und Beziehung (Begleitung) in Zusammenhang zu bringen.“ Bei der „Jüngerschaft“ handle es sich um Erfahrungsräume, wo man erleben könne, was es heiße, zu beten und ein Leben aus dem Glauben zu führen. Es brauche eine neue Form der Glaubensunterweisung, bei der es „viele persönliche Zeugnisse“ gebe. Man müsse Jugendliche in ihrer Kompetenz, z. B. im Medienbereich, noch ernster nehmen. Für die kommende Synode wurden die Bischöfe und Experten, aber auch die Jugendlichen selbst befragt. Nach dem Jugendbischof bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung aller, besonders aber der Väter, da sie den größten Einfluss auf die Jugendlichen haben.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Februar-Nummer 2018 von Kirche In)


Wirklich - nur das Sichtbare?

Ausschnitt aus dem Nachrichtenmagazin KircheIn 01/2018

Lieber Papst Benedikt, geh in Pension!

Ausschnitt aus dem Nachrichtenmagazin KircheIn 01/2018

Dynamik der Liebe

Papst Franziskus wünscht sich, dass im Weltkatechismus die Todesstrafe nicht wie bisher in extremen Fällen geduldet, sondern heute absolut verurteilt werde. Er erklärt dazu, es gebe eine „harmonische Entwicklung der Glaubenslehre“, die verlange, sich von Argumenten zu verabschieden, die heute „entschieden im Gegensatz zum neuen Verständnis der christlichen Wahrheit erscheinen“. Franziskus stellt bei seinen Vorgängern im Papstamt eine Lehrentwicklung, aber auch bei den Christen ein verändertes Bewusstsein in dieser Frage fest. Wenn die Kirche dieses neue Verständnis ignoriere, mache sie sich schuldig. Die Kirche müsse das Evangelium auf immer neue Weise verkündigen. Gottes Wort sei nämlich eine dynamische Wirklichkeit, die fortschreite und wachse. Schon der alte Römische Katechismus sage: „Die ganze Belehrung und Unterweisung muss auf die Liebe ausgerichtet sein.“

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht für die Dezember-Nummer 2017 von Kirche In)


Gute Politik

Eigentlich sollte es selbstverständlich sein. Zumindest für Christen, die wissen, dass man Jesus Christus nach seinen eigenen Worten etwas Gutes tun kann, indem man es den „geringsten Brüdern (und Schwestern)“ tut. Doch auch für wahre Humanisten, denn auch für sie sind alle Menschen gleichwertig. Und doch war es in der Praxis nie selbstverständlich und wird es wohl auch in Zukunft nie sein. Heutzutage ist es selbst in der Theorie nicht mehr von allen anerkannt. Um kein Beispiel aus Österreich zu nehmen, erwähne ich Donald Tramp mit seinem „Das starke Amerika zuerst.“ Wovon ist die Rede? Ganz einfach: Von guter Politik. Gute Politik sagt der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios, bedeutet „Solidarität mit allen Menschen, die in Not sind.“ Jede Regierung müsse man daran messen, „wie sie mit den Schwächsten umgeht“, sagt der katholische Caritas-Präsident Landau. Und er fügt hinzu: Gerechtigkeit in der Gesellschaft nimmt „entscheidend Maß, wie mit den Menschen an den Rändern an der Gesellschaft umgegangen wird.“ Der evangelische Diakonie-Direktor Chalupka betont: „Wir brauchen eine Regierung für alle, die in Österreich leben“, ob sie nun einen österreichischen Pass haben oder nicht, „weil nur das die Qualität einer solidarischen Gesellschaft ausmacht.“ Gute Politik ist also die, die für alle, auch für die Ärmsten, Möglichkeiten eines guten Lebens schaffen will. Dazu braucht es nach den Erkenntnissen der lateinamerikanischen Kirche in der Praxis eine „Vorrangige Option für die Armen.“

Helmut Rohner
(Glosse, geplant für die November-Nummer 2017 von Wir–sind-Kirche)


Aktion der kirchlichen Reformgruppen Österreichs zum Ausklang des Reformationsjahres am 31.10.1917 (Vor 500 Jahren Tag des Thesen-Ansschlages von Martin Luther).


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Jahrhundertealte Spaltung

In der katholischen Kirche gibt es seit Jahrhunderten die Lehre, es gebe zweierlei Menschen in der Kirche: die Kleriker und die Laien. Wer das Weihepriestertum erhalten habe, heißt es, unterscheide sich wesentlich von den andern Gläubigen, die durch Taufe und Firmung das sogenannte allgemeine Priestertum erhalten haben. Die einen sind die Hirten, die andern die Schafe; die einen die Väter, die andern die Kinder; die einen können befehlen, die andern müssen gehorchen.
Jesus sagte, unter seinen Jüngern und Jüngerinnen gebe es nur einen Vater, nur einen Meister, nur einen Lehrer, alle andern seien Brüder (und Schwestern).
Papst Franziskus hat schon mehrmals durch Worte und Maßnahmen versucht, den Laien, Männern und Frauen, mehr Gewicht und Einfuß in der Kirche zu geben. Aber die geschilderte, dem Willen Jesu widersprechende Spaltung ist damit leider noch lange nicht aufgehoben.

Helmut Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Oktober-Nummer von Kirche In)


Mit Osteraugen angemerkt

Leben ist Liebe
und Liebe ist Leben.
Wer hasst,
der steht auf der Seite des Todes,
für die andern und für sich selbst.
Darum sagt Jesus: Liebet eure Feinde!
Nur so seid ihr Söhne und Töchter
des Gottes des Lebens und der Liebe.
Nur wer seinen Haß überwindet
ersteht zu neuem Leben.

Jerusalem bedeutet Stadt des Schalom, Stadt des Friedens. Auch dort muß der Friede und das Leben auferstehen. Für Israelis und Palästinenser ist es schier unmöglich, an das Leben im Frieden zu glauben. Doch die einzig mögliche Alternative ist der Tod aller oder der Krieg ohne Ende.
Selbst der IS ist nicht mit Waffen, Soldaten, Mauern und Polizei zu besiegen. Das wissen eigentlich alle. Was könnte Gott für Pläne damit haben, dass Christen und Muslime nicht mehr geographisch getrennt plötzlich zu Tausenden in denselben Ländern, Tür an Türe miteinander leben?
Vom Wohlstand verwöhnt, lau in ihrem Glauben, immer weniger solidarisch mit den Hungernden haben die Deutschen, die Schweden und die Österreicher ein Jahr lang gezeigt, wozu sie mit Offenheit, Liebe, Vertrauen und Zusammenstehen fähig sind.
Auferstehung, warum ließest du dich durch die Politik abwürgen?

Helmut Rohner
Glosse für die Oster-Nummer 2017 von Wir-sind-Kirche


Durchbruch in der Primatfrage

Wir Orthodoxe erwarten von Franziskus einen Durchbruch bei der Primatsfrage des Papstes. Diese Meinung vertritt der bekannte orthodoxe Theologe Larentzakis in Graz. Wie könnte eine für beide Seiten akzeptable Lösung dieser Streitfrage aussehen? Die Antwort lautet: Indem die katholische Kirche von der orthodoxen nur die Anerkennung der Primatslehre verlangt, wie sie im ersten Jahrtausend formuliert und gelebt wurde. Eine solche Antwort überreichte Papst Paul VI. 1967 in einem Kurzdokument (Breve) dem Ökumenischen Patriarchen Athenagoras. Und der Theologe Josef Ratzinger kam 1974 zu demselben Ergebnis. Ratzinger hat diese Meinung freilich nur als Professor, nicht als Präfekt der Glaubenskongregation oder als Benedikt XVI. vertreten. Aus dem bisherigen Verhalten von Franziskus, dem Bischof von Rom, schöpfen Larentzakis und andere Orthodoxe die Hoffnung, dieser könne einer solchen oder ähnlichen Lösung zustimmen.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der September-Nummer von Kirche In)


Aktiver Papst – passive Bischöfe

Viele Bischöfe, unter ihnen auch die österreichischen, sind „Fans“ von Papst Franziskus und loben ihn bei jeder Gelegenheit, aber sie ahmen ihn nicht nach, sie tun es ihm nicht gleich. Deshalb ist von allen Seiten der Ruf nach aktiveren, mutigeren und dynamischeren Bischöfen zu hören. Worauf warten die Bischöfe noch? Darauf, dass ihnen der Papst genau vorkaut, was sie tun und was sie nicht tun dürfen. So sind sie es von der Vergangenheit her gewohnt. Und diese Gewohnheit aufzugeben, scheint ihnen offensichtlich riskant und gefährlich. Papst Franziskus hat aber schon mehrmals wiederholt, dass er diese Tradition nicht weiterführen will. Die Bischöfe sollen selber nachdenken und selber entscheiden, denn auch sie haben eine selbstständige Verantwortung in der konkreten Gestaltung der Kirche.
In einer Pressekonferenz hat sich nun auch die Pfarrer-Initiative laut und ausführlich dem Chor der Rufer nach aktiveren Bischöfen angeschlossen. Ihr Obmann, Helmut Schüller, sagt: „Wir wollen unsere Bischöfe aufwecken und ermutigen, die Bälle des Papstes aufzugreifen.“ Interessant, daß Schüller zu den Bällen, die der Papst den Bischöfen zuwirft, auch die Zulassung der Frauen zum Weiheamt sieht. Und er betont sehr richtig: „Und zwar nicht wegen des Priestermangels, sondern wegen der Gleichwertigkeit und der gemeinsamen Gottebenbildlichkeit von Mann und Frau.“ Gleichzeitig freut er sich, dass er ein ermutigendes Zeichen - wer hätte das in dieser Frage gedacht?! - aus der Orthodoxie anführen kann. In Afrika wurden nämlich vor kurzem sieben orthodoxe Frauen zu Diakoninnen geweiht.
(Erste Glosse für Wir sind Kirche 2017)

Helmut Rohner


Muslima gründet Moschee

Was ein Mann kann, das kann auch eine Frau, haben sich sicher schon viele Frauen gedacht, auch im Islam. Doch dass eine Frau eine Moschee gründen könnte, schien den meisten wohl unmöglich. In Berlin ist das im heurigen Sommer geschehen. Seyran Ates, eine türkisch-stämmige Rechtsanwältin gründete eine Moschee des liberalen Islam. Ist das nicht lebensgefährlich? Doch, die Polizei stellt Frau Ates rund um die Uhr Leibwächter zur Seite. Die Frau leitet nicht das Freitagsgebet, predigt dabei aber abwechselnd mit einem Mann.
Worum geht es Frau Seyram Ates?
Sie vertritt einen friedliebenden Islam und eine friedliebende Koran-Auslegung. Die Moschee in Berlin soll jenen Menschen eine spirituelle Heimat bieten, die keine Trennung zwischen den Geschlechtern oder den verschiedenen Strömungen des Islam oder zwischen den Muslimen und den vermeintlich Ungläubigen akzeptieren. Unter allen soll der Dialog möglich gemacht und gepflegt werden. Alle, die gegen Terror und Gewalt sind, sollen sich zusammentun und den Extremismus bekämpfen. Sie wollen sich nicht mehr vorschreiben lassen wie sie ihre Religion zu leben haben. Der Islam ist eine individualistische, demokratische und Basis-orientierte Religion und so soll er auch gelebt werden dürfen. Die Antwort nach der Ausrichtung der neuen Moschee ist sehr einfach: Wir sind Muslime, die bewusst im 21. Jahrhundert und somit anders als im 7. Jahrhundert leben. Die Verantwortung für unsere Religion zwingt uns, diese nicht den Extremisten zu überlassen.
(Zweite Glosse für Wir sind Kirche 2017)

Helmut Rohner


Wandel der Dogmenkongregation

Die Absetzung von Kardinal G.L Müller als Präfekt der Glaubenskongregation hätte ich nie für möglich gehalten. Doch nun ist sie eine Tatsache. Und alle sehen jetzt: Papst Franziskus kann trotz all seiner Barmherzigkeit und seinem Bemühen, alle mit auf den Weg zu nehmen, auch durchgreifen. Jesus lehrte nicht in Dogmen, sondern in Gleichnissen, nicht überstülpend, sondern hinführend, Menschen ermunternd, nicht verurteilend. Soll die Glaubenskongregation nun in ein der Botschaft Jesu und der Weltkirche besser dienendes Werkzeug umgestaltet werden? Papst Franziskus hat erste, entscheidende Schritte in diese Richtung gesetzt. Er hat drei Mitarbeiter des Kardinals fristlos entlassen. Er hat den hartherzigen, in der Tradition von Josef Ratzinger stehenden Dogmatiker G. L. Müller als Leiter durch einen „Mann der Mitte“ (hoffentlich ist er das, was er von sich selbst behauptet) ersetzt. Und er begrenzt die Amtszeit des Präfekten auf 5 Jahre.

Helmut T. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der August-Nummer von Kirche In.)


„Einheit in Verschiedenheit“

Einen passenderen‚Termin als den Pfingstsonntag hätte Papst Franziskus nicht aussuchen können für sein Plädoyer für die „Einheit in Verschiedenheit“ unter den Katholiken (innerkirchlich) und den Christen (ökumenisch). Es sei ja der Geist selbst, sagt er, der die Verschiedenheit und die Einheit schaffe. Vor mehreren zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz nannte es der Papst eine „Versuchung“, eine Einförmigkeit in der Kirche herstellen zu wollen. Dann gebe es keine Freiheit mehr. Gott lasse zu jeder Zeit neue und vielfältige Geistesgaben aufblühen. Die Kirche müsse ein „offenes und einladendes Haus“ sein. Zugleich warnte Franziskus vor der umgekehrten „Versuchung“, „Verschiedenheit ohne Einheit“ zu sehen und sich auf ausschließende Positionen zu versteifen. Diese Gefahr sieht er sowohl bei den unbeugsamen Bewahrern der Vergangenheit als auch bei den Avantgardisten der Zukunft. Christen sollen sich nicht als Rechte oder Linke, sondern als „Brüder und Schwestern in dem einen Heiligen Geist“ sehen. Auf Verurteilungen, Ausgrenzungen und einseitige Kritik sollten sie verzichten.

Helmut Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Blitzlicht in der Juli-Nummer von Kirche In)


Arbeitslose, wir brauchen euch!

Die heutige Gesellschaft sagt zu vielen Menschen: „Wir können euch nicht brauchen. Ihr seid unnütz. Eine Last für die andern.“ Ein Projekt der Waldviertler Betriebsseelsorge wagt einen ganz neuartigen Zugang. Hier wird den jungen und alten, gebildeten und ungebildeten Langzeitarbeitslosen gesagt: „Unsere Gemeinde braucht das, was ihr könnt. Ihr dürft 18 Monate lang tun, was euren Fähigkeiten und Begabungen entspricht. Ihr bekommt weiterhin euer Arbeitslosengeld und eure Mindestsicherung. Bei euren eigenen Projekten z. B. in der Altenbetreuung, im Obstbau, als Musiker oder mit einem kleinen eigenen Geschäft bekommt ihr Begleitung und Wertschätzung und könnt so ein neues Selbstbewußtsein entwickeln. Manche werden einen Job oder eine Anstellung bekommen oder den Sprung in die Selbstständigkeit schaffen. Wichtig ist vor allem, dass ihr mit eurem Leben wieder etwas anfangen könnt. Unsere Gemeinde schaut auf eure Talente, nicht sosehr auf eure Defizite.“ Beim Projekt in Heidenreichstein können 40 Teilnehmer/innen ihr Glück versuchen. Herr Immervoll, der Initiator, ist kein Fantast, sondern ein erfolgreicher und erfahrener Sozialpionier.

Helmut T. Rohner
(Als Blitzlicht in der Juni-Nummer von Kirche In erstmals veröffentlicht.)


Reformation in Finnland

Wenige Österreicher wissen, wie in Finnland die Reformation abgelaufen ist. Seit dem 16. Jahrhundert ist Finnland das am stärksten evangelisch-lutherische Land der Welt. Woher diese Vorherrschaft der Lutheraner? In Finnland war die Reformation, genannt „Uskonpuhdistus“ (= Reinigung des Glaubens), kein Bruch, sondern ein ziemlich friedlicher Übergang. Die katholische Kirche vollzog damals eine Erneuerung des Glaubens, die einem kleinen Teil zu weit, einer anderen Minderheit nicht weit genug ging, aber von der Gesamtkirche akzeptiert, ja zum Großteil begrüßt wurde. In der Domkirche in der ehemaligen Hauptstadt Turku ist diese Tatsache im Bild festgehalten. In derselben Apsis sehen wir auf der einen Seite Bischof Heinrich aus Schweden, der den Finnen den katholischen Glauben brachte und auf der anderen Seite Mikael Agricola, den finnischen Reformator, der denselben Glauben erneuerte. Wäre die Reformation in Deutschland und Österreich ähnlich vor sich gegangen, so stünden wir heute vor einer total anderen Situation.

Helmut Th. Rohner
(Erstmals veröffentlicht als Kurzkolumne in der Mai-Nummer 2017 von Kirche In)


Priester und Priesterinnen

Jesus glaubte, dass das Ende dieser Welt bevorstehe (Naherwartung). Deswegen hat er keine Kirche gegründet. Aber ich glaube, dass man zurecht sagen kann, nachdem die Naherwartung nicht eingetroffen war, haben die Christen legitimerweise eine organisierte Glaubensgemeinschaft geschaffen. Sich auf Worte und Taten Jesu berufend, taten sie das im Geiste Jesu.
Eines jedoch ist nach den Evangelien klar: Jesus war kein Priester und hat auch keine Priester geweiht. Noch klarer müßte sein, dass Jesus keine Zweiklassengesellschaft (Laien und Klerus) wollte. Ihm war die Geschwisterlichkeit und die gleiche Würde aller Menschen vor Gott ein Hauptanliegen. Die Priesterweihe könnte man in dieser Sicht aufheben. Wenn dieses Amt in der katholischen Kirche einen dem Geiste Jesu entsprechenden Sinn haben soll, dann nur nach grundlegender Neudeutung. Dann muß es auch für Frauen geöffnet werden können. Also: Frauenpriesterinnen ja, aber nicht so, wie die jetzigen Männerpriester von der Kirche gesehen werden. Helmut Rohner, Dornbirn

In der April-Nummer 2017 von Kirche In als Kurzkolumne erstmals veröffentlicht.


Ausweitung der Befreiungstheologie

Ich erinnere mich gut daran, wie ich zum erstenmal diesen bärtigen und feschen brasilianischen Befreiungstheologen Leonardo Boff auf einer Nationalversammlung der „Pastoral der Marginalisierten Frauen“ traf. Er sagte mir: „Heute müsste ich eigentlich in Rom sein. Ich wurde wieder zitiert. Doch ich hab der Glaubensbehörde geschrieben: Ich kann leider zu dem Termin nicht, weil ich auf eine Versammlung der Prostituierten muß.“ Es tat ihm richtig wohl, dass er so antworten konnte und somit bezeugte, dass ihm in erster Linie nicht die lupenreine Lehre, sondern die an den Rand gedrängten Menschen am Herzen lagen. Heute haben wir einen Bischof von Rom, der ganz ähnlich denkt, schreibt und handelt. Leonardo kann jetzt sagen: „Franziskus ist einer von uns. Er hat die Befreiungstheologie zum Allgemeingut der Kirche gemacht. Und er hat sie ausgeweitet. Wer von den Armen spricht, muß heute auch von der Erde reden, weil auch sie ausgeplündert und geschändet wird.“ Boff ist stolz darauf, dass der jetzige Papst auch ihn zu Rate gezogen hat und den Öko-sozialen Ansatz seiner Theologie in der Enzyklika „Laudato si“ übernommen hat. Ein interessantes Detail: Der Papst bat, dass ihm Boff die Post nicht direkt schicke, sonst bekomme er sie vielleicht gar nicht. Er gab ihm einen verlässlicheren Weg für die persönliche Post an.
Helmut Teodoro Rohner

Unter dem Titel „Papstberater Boff“ in der Märznummer 2017 von Kirche In erstmals erschienen.


Heute vor 30 Jahren

Heute vor 30 Jahren (.pdf Datei - 46 kB)


Eltern in Südafrika: Totgeborene kein "medizinischer Abfall"

Ärzte, die für Kinder unter 26 Wochen Totenschein ausstellen und sie Eltern übergeben, riskieren ihre Zulassung. Pretoria, 09.03.2017 (KAP/KNA).
In Südafrika fordert eine Gruppe von Eltern einen ethischeren Umgang mit totgeborenen Kindern. Die Eltern verlangten mit einer Demonstration vor dem Obersten Gerichtshof in Pretoria die Abschaffung eines Gesetzes, wonach fehlgeborene Föten vor der 26. Schwangerschaftswoche als "medizinischer Abfall" entsorgt werden müssen, wie die Zeitung "The Citizen" (Donnerstag) berichtet. Die Organisation "Voice of the Unborn Baby" (Stimme des ungeborenen Babys) reichte demnach einen entsprechenden Antrag beim Höchstgericht ein. "Die Angehörigen haben keine Chance, durch eine Beisetzung abzuschließen", wird eine Betroffene zitiert. Die Eltern müssten auch vor der 26. Woche die Wahl haben, die Kinder mit sich zu nehmen. Die Kapstädterin hatte ihre Zwillinge laut Bericht in der 23. Schwangerschaftswoche verloren. Die Föten seien als "Abfall" deklariert und verbrannt worden. Seitdem leide sie unter Depressionen. Örtlichen Medienberichten zufolge beschrieben südafrikanische Fachärzte die bisherige Regelung als "grob unmenschlich". Viele Ärzte seien dazu übergegangen, auch Kindern unter 26 Wochen einen Totenschein auszustellen, um sie den Eltern übergeben zu können. Damit riskierten sie jedoch ihre Zulassung.
Quelle: kathpress Tagesdienst vom 9.3.2017

Dank der Initiative von Daniela Bohle von unserer Basisgruppe Senfkorn gibt es in Vorarlberg schon einige Jahre einen eigenen Friedhof für Frühgeburten und zweimal im Jahr eine Totenfeier, bei der Katholiken und Muslime zusammen feiern. Daniela ist engagierte Krankenhausseelsorgerin. Das ist ein gutes Beispiel, wie wichtig es ist, Frauen in unsere Pastoral aktiv einzubinden. Die zölibatären männlichen Priester haben für manchen Fragen (ohne ihre Schuld) zu wenig Gespür.
Helmut Rohner


Drei Glossen für „Wir sind Kirche“

Erstaunt angemerkt (.pdf Datei - 46 kB)

Eigene Sommer-Auslese freudig angemerkt (.pdf Datei - 49 kB)

Persönlich erarbeitet und angemerkt (.pdf Datei - 49 kB)


Bin ich ein Rassist - ja oder nein? Frage und Antwort


FRAGE: Bin ich ein Rassist? (.pdf Datei - 48 kB)

Von N.N. zugesandter Text:

Bin ich ein Rassist?
Und diese Frage ist durchaus ernst gemeint!
Ich mag keine Chinesen die Hunden bei lebendigem Leibe das Fell abziehen und diese Hunde dann essen!
Ich mag keine weißen Amerikaner die schwarzen Menschen in den Rücken schießen und ich mag keine schwarzen Amerikaner die Weißen Menschen in den Rücken schießen!
Ich mag keine Menschen aus Afrika, aus den arabischen Ländern oder woher auch immer, die mit Drogen, Waffen und Menschen dealen!
Ich mag, keine schwarzen, Weißen, gelben, roten oder grünen Menschen, die, wenn sie besoffen sind, nicht mehr wissen was sie tun!
Ich mag keine Menschen denen ihre Religion über alles geht und die dafür sogar morden, vergewaltigen, quälen und brandschatzen!
Und ich mag Menschen nicht, die auf Kosten anderer Menschen ihre Schäfchen ins Trockene bringen wollen, auch da ist es mir egal welcher Couleur!
Ich mag aber Menschen die nett und höflich sind, Menschen die andere respektieren und keinen Unterschied zwischen Mann und Frau machen, Menschen mit denen man Spaß haben kann, denen egal ist ob ich hübsch oder hässlich, ob ich Katholik, ohne Glauben oder sogar Muslim bin!
Und ich mag Lügen, egal von wem auch immer, ums Verrecken nicht! Und ganz besonders nicht, von Politikern!!!
Noch einmal, bin ich Rassist?

ANTWORT: Bin ich ein Rassist? (.pdf Datei - 48 kB)


Bild zum Text von Heidegger

Je suis Jesus: Jesus-Selfies, die keine Selfies sind


Heidegger, Ich-bin-Worte-Jesu:
Bitte hier klicken >>
(.pdf Datei - 504 kB)

Klaus Heidegger, zu den Sonntagsevangelien im Mai 2015


Unvergessliche Hauskirche in Vorarlberg

Eine Oma und Uroma (Jahrgang 1925) – sie weiß auswendig den Geburtstag aller ihrer zahlreichen Nachkommen - wusste, dass ein Teil ihrer Enkel und Urenkel an Ostern nicht in der Kirche waren. Deshalb feierte sie mit ihnen rund um ihren Stubentisch eine Hauskirche, von der alle Anwesenden begeistert waren. Freundlicherweise stellte sie mir den Ablauf für meine Website zur Verfügung.

Mai 2013   Pfr. Helmut Rohner

Bitte hier klicken >> (.pdf Datei - 40 kB)



Zeitungsausschnitt Kirchenblatt

Dynamisch nach vorne

Papst Franziskus sagt in bewegten Worten, der Heilige Geist gebe uns, der Kirche und dem Konzil eine dynamische Ausrichtung nach vorne, auch wenn viele von uns das als unangenehm empfinden. Der Heilige Geist ruft uns zu: Avanti! Vorwärts! Nicht stehen bleiben oder gar rückwärts gehen wollen!

Lästiger Heiliger Geist (.pdf Datei - 2 MB)


Katholische Hauskirche in Hessen / Deutschland

Einladung

Liebe Hauskirchen-Teilnehmer/innen,
wie bei unserm letzten Treffen vereinbart, lade ich Euch für Mittwoch, 8. Mai in mein Haus in Krofdorf, Kattenbachstr. 116, ein. Beginn 18 Uhr.
Ich werde Wein und Brot bereitstellen – sowie eine Suppe kochen. Bitte bringt nicht zu viel Essbares mit.
Als Reflexionstext werde ich Lukas 19, 12-27 (Das Gleichnis vom anvertrauten Geld) wählen und dabei die Frage stellen, ob man allen Worten von Jesus Glauben schenken sollte.
Ich bitte um kurzen Bescheid, wer vermutlich kommen wird.
Mit freundlichen Grüßen, Siegfried George

Begründung dieser Praxis (Grundlagenpapier) (.pdf Datei - 164 kB)


Zur Freiheit verpflichtet

Zur Freiheit verpflichtet (.pdf Datei - 76 kB)


Identität als Verbundenheit

Identität als Verbundenheit (.pdf Datei - 120 kB)


Hildegard Goss-Mayr, Jo Hanssens

Jean Goss
Mystiker und Zeuge der Gewaltfreiheit

Eine etwas ungewöhnliche Buchbesprechung - lesen Sie mehr >> (.pdf Datei - 72 kB)



Mit dem Schweizer Kapuziner Walbert Bühlmann war ich eng befreundet. Er hat, noch viel stärker als ich, einen Wandel von einer traditionellen zu einer modernen Theologie durchgemacht und sich dann sehr mutig für die neuen Erkenntnisse eingesetzt und sie in Vorträgen und Büchern verbreitet. Bei meinen Papieren fand ich nun einen Brief Bühlmanns an Kardinal Ratzinger über die Priesterweihe von Frauen in der katholischen Kirche. Bruder Walbert mit 80 Jahren schreibt mit seiner alten Schreibmaschine und bessert händisch die Fehler aus. Der Inhalt des Briefes ist, wie bei Br. Walbert immer, sehr höflich, aber auch klar.

Brief in gesamter Länge als .pdf Datei:
Priesterweihe für Frauen (.pdf Datei - 3,6 MB)


Reich Gottes und Kirche

Reich Gottes und Kirche (.pdf Datei - 112 kb)


Dornbirn, 4.4.2012

Sehr geehrter Herr Bischof Manfred Scheuer,

soeben habe ich das Interview zum Spagat der Einheit gelesen.
Sie sagen dort, die Frage des Amtes sei nicht partikularrechtlich geregelt.
Damit fragen sie nach der rechtlichen Regelung, nicht aber nach dem, was wir von Jesus aus den Evangelien wissen. Das müsste doch über den rechtlichen Regelungen stehen.
Schon lange suche ich jemand, der mir sagen kann, wo in den Evangelien eine Stelle sei, die uns von einer von Jesus vollzogenen Priesterweihe erzählt. Den Evangelien entsprechend hat Jesus keine Priester geweiht. Also hat die Kirche volle Freiheit das Amt so zu regeln wie es am besten den lokalen und zeitlichen Anforderungen entspricht.
Darf ich um eine kurze Antwort bitten?
Herzliche Grüße und gesegnete Ostern!

Helmut Rohner



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Eucharistie ohne Priester

Brief: Eucharistiefeier ohne priesterlichen Vorsitz (.pdf Datei - 76 kb)

Brief an Bischof Manfred Scheuer.pdf (.pdf Datei - 44 kb)

Hochgebet

Das zentrale Gebet einer Eucharistiefeier wird traditionell Hochgebet genannt. Im Absamer Gebetskreis lesen normalerweise alle zusammen den Einsetzungsbericht aus der Bibel. Die Gebete vor und nachher beten sie spontan, frei formuliert und reihum. Bei der Feier, die dann gefilmt wurde, haben die TeilnehmerInnen das unten aufgezeichnete Hochgebet vorher aufgeschrieben, um es dann gemeinsam lesen zu können. Als Hintergrund gilt den 6 Mitgliedern des Kreises immer das Jesuswort: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen.“(Mt 18,20)

Jesus, du hast uns aufgefordert, immer an dich zu denken, wenn wir miteinander essen und trinken.

Wenn wir das heute in dieser besonderen Form tun, dann bitten wir dich besonders:

Dein Geist komme jetzt auf uns und unsere Gaben. Lass uns diese Gaben zum Heil werden,
lass du uns, wenn wir nun das Brot essen und den Wein trinken, eins werden mit dir.
Wandle du Brot und Wein in die Gaben des Heiles,
die uns verwandeln und in innige Gemeinschaft mit dir bringen.

Du hast am Abend, als deine Passion begann,
das Brot genommen, deinem Vater im Himmel gedankt,
es geteilt und an deine Freunde und Feundinnen verteilt.
Dazu hast du gessagt: Nehmt und esst, das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.

Dann hast du den Kelch mit Wein genommen, wieder deinem Vater gedankt und ihn dann verteilt mit den Worten:
Nehmt und trinkt. Das ist mein Blut,
für euch und für alle vergossen zur Vergebung der Sünden.
Das ist das Zeichen des Neuen Bundes.

Tut dies zu meinem Gedächtnis.

Ja, Jesus, diesen Auftrag nehmen wir ernst und wir danken dir dafür.

Wir nehmen das Brot und essen, wir nehmen den Wein und trinken.
Und wir wissen uns dabei eins mit dir.

Wir verkünden deinen Tod und preisen deine Auferstehung bis du wiederkommst in Herrlichkeit.


Katholische Priesterweihe für Frauen

Teil 1: Bischof Helmut Krätzl (.pdf Datei - 72 kb)

Teil 2: zur Frauenweihe (.pdf Datei - 40 kb)

Teil 3: Gehirnwäsche in Bezug auf Frauenweihe? (.pdf Datei - 88 kb)


Gesprächsprozesse, aber kein Reformdialog

Gesprächsprozesse, aber kein Reformdialog (.pdf Datei - 52 kb)